Frankfurt (Reuters) - Die Aareal Bank holt bei ihrer IT-Tochter Aareon den Finanzinvestor Advent an Bord.
Advent erwirbt einen Anteil von 30 Prozent und legt dafür rund 260 Millionen Euro in bar auf den Tisch, wie der Wiesbadener Immobilienfinanzierer am Freitag mitteilte. Sollte die IT-Tochter in den kommenden Jahren bestimmte Ziele erreichen, winken der Aareal Bank weitere 50 Millionen Euro. Gemeinsam wollen die Partner die Expansion von Aareon insbesondere durch Übernahmen vorantreiben. Die Aareal Bank erzielt durch den Anteilsverkauf einen Veräußerungsgewinn von 180 Millionen Euro und will das Geld vor allem in den Ausbau des Geschäfts stecken. Aktionäre feierten den Verkauf: Die Aareal-Aktien legten um bis zu 9,3 Prozent auf 20,38 Euro zu, bevor die Kursgewinne abbröckelten.
"Wir haben immer gesagt, dass die Aareon ein Perle ist", sagte Aareal-Chef Hermann Merkens, der im Mai einen Minderheitsanteil an der IT-Tochter zum Verkauf gestellt hatte. Die Schätzungen des Kapitalmarkts zum Wert der Aareon seien zu niedrig gewesen. Gerade durch die Corona-Pandemie hatten viele in der Wohnungswirtschaft erkannt, wie wichtig die Digitalisierung sei. Mit der Software der IT-Tochter können Wohnungsvermieter die Verwaltung von Immobilien und Mietzahlungen abwickeln.
Von Aareon verspricht sich die Immobilienbank starkes Wachstum, wichtige Provisionserträge und Einlagen zur Refinanzierung. Daher lehnte sie auch den vom Hedgefonds Teleios wiederholt geforderten Komplettverkauf von Aareon oder die Abspaltung der Sparte ab. Bei dem Verkauf wurde Aareon mit rund 960 Millionen Euro bewertet und ist damit deutlich wertvoller als das Bankgeschäft: Der gesamte Konzern bringt an der Börse aktuell gut 1,1 Milliarden Euro auf die Waage.
IT-SPARTE SOLL SCHNELLER WACHSEN
Mit der Finanzkraft und der Branchenexpertise von Advent im Rücken könne Aareon schneller wachsen als bisher in Aussicht gestellt, sagte Merkens. 2019 erwirtschaftete Aareon einen Umsatz von 252 Millionen Euro und einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 61 Millionen. Bis 2025 sollen sich die Ebitda-Marge und Umsatzwachstum von Aareon zusammen auf mehr als 40 (aktuell: 30) Prozent addieren. Dies sei erheblich mehr als der bisherige Anspruch der Aareon, ihren Betriebsgewinn mindestens zu verdoppeln.
Aareon soll insbesondere durch Übernahmen wachsen. "Wir glauben, dass sie gut positioniert ist, um Konsolidierungschancen zu nutzen – in einer Industrie, in der die Digitalisierung noch am Anfang steht", sagte Advent-Deutschland-Chef Ranjan Sen. Um substanzielle zusätzliche Mittel für Übernahmen und Fusionen des IT-Unternehmens freizuschaufeln, wollen die Partner auch die Schuldenlast von Aareon erhöhen.
Eine mögliche Aufstockung des Aareon-Anteils durch Advent "steht weder im Vertrag noch im Raum", sagte Merkens. Von Teleios muss er offenbar vorerst keinen Gegenwind fordern. Der Verkauf des Minderheitsanteils sei ein "hervorragendes Ergebnis für die Aareon und alle Aareal-Aktionäre", sagte Teleios-Mitgründer Adam Epstein. Der Hedgefonds gehört mit einem Anteil von mehr als fünf Prozent zu den größten Anteilseignern der Aareal Bank.