New York (Reuters) - Der US-Börsenbetreiber Nasdaq will Unternehmen auf der Suche nach frischem Geld einen zweiten Weg an die Börse ermöglichen.
Der Konzern reichte einen Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC ein, wonach es Firmen erlaubt werden soll, bei einer Direktnotiz Geld einzusammeln. Das soll eine Alternative zu einem klassischen Börsengang (IPO) sein. Es wurde damit gerechnet, dass die SEC den Antrag noch am Dienstag veröffentlicht. Einem Insider zufolge hat die Nasdaq seit etwa einem Jahr an den Änderungen gearbeitet. Sie folgt damit dem New Yorker Börsenbetreiber Nyse, der im Juni ebenfalls einen Vorschlag für mehr Direktnotizen eingereicht hatte.
Jahrelang war ein Börsengang die einzige Möglichkeit für Firmen, neue Aktien am Finanzmarkt zu platzieren und Kapital aufzunehmen. Dabei wird der Prozess von Investmentbanken organisiert, die gegen eine Gebühr schon im Vorfeld Investoren suchen und die Abnahme der Aktien organisieren. Risikokapitalgeber kritisieren aber schon seit längerem, dass die Investmentbanken den Preis der neuen Aktien künstlich niedrig halten können, um ihren Kunden unter den Investoren satte Gewinne zu ermöglichen. Auch die vergleichsweise hohen Gebühren sind vielen Unternehmen ein Dorn im Auge.
Bei einer Direktnotiz verzichten Unternehmen auf viele dieser Dienstleistungen, zu denen auch eine Kurspflege in den ersten Tagen und Wochen nach dem Börsengang gehört. Unternehmen sparen sich die Gebühren für den Börsengang, haben aber die Risiken, dass der Aktienkurs stärker schwanken könnte und dass sie nicht so viele Papiere bei Investoren unterbringen wie geplant. Schon seit längerem erlaubt die SEC eine Direktnotiz, wenn dabei keine neuen Aktien auf den Markt gebracht werden, sondern sich nur die Altaktionäre von ihren Titeln trennen. Der Streamingdienst Spotify war 2018 das erste größere Unternehmen, das diesen Weg an die Börse wählte. Sollte das Beispiel Schule machen, dürfte das die Geschäfte der Investmentbanken erschweren.
Doch nach dem Nasdaq-Vorschlag soll es nicht ganz ohne die Hilfe der Investmentbanker gehen: Unternehmen, die eine Direktnotiz planen, sollen demnach mit Hilfe einer Investmentbank eine nicht bindende Preisspanne ausarbeiten, in der eine feststehende Zahl von Aktien verkauft werden soll. Beim ersten Börsenhandel darf der Preis beliebig hoch, aber höchstens 20 Prozent unter dieser Spanne liegen.