Frankfurt (Reuters) - Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt nach der Insolvenz des Immobilien-Investors German Property Group (GPG) wegen des Verdachts des Anlagebetrugs.
"Wir ermitteln im Hauptverfahren derzeit gegen drei Personen", sagte Behördensprecher Oliver Eisenhauer am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Dimension des Falls lasse sich noch nicht beziffern, dazu seien die Ermittlungen noch nicht weit genug fortgeschritten. Dem "Handelsblatt" zufolge, das zuerst über die Ermittlungen berichtete, könnte sich der Fall zu einem der größten Anlegerskandale der vergangenen Jahre mit einem Schaden in Milliardenhöhe entwickeln. Von der GPG war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
GPG hatte hauptsächlich im asiatischen und angelsächsischen Raum Investoren für diverse Immobilienprojekte geworben und ihnen attraktive Renditen versprochen. Mit dem Geld sollten denkmalgeschützte Immobilien saniert und dann weiterverkauft werden. Doch Medienberichten zufolge verfielen viele Objekte stattdessen. Eine Berliner Anwaltskanzlei erstattete daraufhin im Namen einer Gesellschaft in Singapur, die Investoren an GPG vermittelt hatte, Anzeige wegen Untreue und Anlagebetrug, wie Eisenhauer sagte.
Wie in der mutmaßlichen Betrugsaffäre um den Finanzdienstleister Wirecard oder dem milliardenschweren Anlegerskandal um den Container-Vermieter P&R werfen Kritiker der deutschen Finanzaufsicht BaFin vor, nicht eingegriffen zu haben. Diese wehrte sich: Die German Property Group, beziehungsweise deren Rechtsvorgänger Dolphin Capital Trust, habe vier Anleihen, die nach Aussage des Unternehmens ausschließlich ab einer Investitionssumme in Höhe von 100.000 Euro gezeichnet werden konnte und nur institutionellen Anlegern angeboten wurde, sagte ein BaFin-Sprecher. "Ferner gab es zu keinem Zeitpunkt Anhaltspunkte für öffentliche Angebote von Vermögensanlagen/Wertpapieren an (Klein-)Anleger mit gewöhnlichem Aufenthalt in Deutschland. Mithin bestand hier keine Prospektpflicht."