Frankfurt (Reuters) - Die Finanzaufsicht BaFin führt zusätzlich zu ihrer Sonderprüfung bei Grenke auch die klassische Jahresabschlussprüfung durch.
Damit übernimmt die Bonner Behörde die Aufgabe der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR), die eigentlich dafür zuständig ist, wie sie am Mittwoch mitteilte. Es ist ein äußerst seltener Vorgang, dass die BaFin diese Ausgabe der DPR an sich zieht. Die BaFin durchleuchtet nun die Bilanz 2019 sowie den Lagebericht von Grenke. Dem MDax-Unternehmen wird von dem Investor Fraser Perring unter anderem Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche vorgeworfen. Grenke weist die Behauptungen zurück und versprach Kooperation mit den Aufsehern.
Grund für die umfassende Prüfung der Vorgänge bei der Baden-Badener Leasingfirma ist der Bilanzskandal bei dem pleite gegangenen Zahlungsabwickler Wirecard. Die BaFin und die DPR rückten dadurch in der Öffentlichkeit in schlechtes Licht. Ihnen wird vorgeworfen, die milliardenschweren Luftbuchungen, die schließlich zur Insolvenz von Wirecard führten, nicht entdeckt zu haben. BaFin-Direktor Raimund Röseler hatte gesagt, der Wirecard-Fall führe dazu, dass die BaFin bei Grenke "ganz sensibel" hinschaue und sämtliche aufsichtsrechtliche Instrumente in Erwägung ziehe.
Im Gegensatz zu Wirecard steht die 1978 gegründete Grenke AG, die auf die Vermietung von IT-Ausrüstung und Büroausstattung fokussiert ist, voll unter der Aufsicht der BaFin. Bereits vor ein paar Tagen startete sie bei Grenke mit einer Sonderprüfung nach §44 Kreditwesengesetz.