Reuters

Finanzaufsicht nimmt neuen Deutsche-Bank-Chef in die Pflicht

30.06.2015
um 12:16 Uhr
Frankfurt (Reuters) - BaFin-Chef Felix Hufeld redet der neuen Führung der Deutschen Bank ins Gewissen: John Cryan, der am Mittwoch die Nachfolge von Anshu Jain als Co-Vorstandschef von Deutschlands größtem Geldhaus antritt, müsse zuverlässige Prozesse etablieren, um regulatorische Vorgaben zu erfüllen, mahnte Hufeld am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW) an. "Es reicht nicht, nur eine gute Strategie zu haben." Es sei auch wichtig, die Einhaltung von Regeln zu kontrollieren, Mitarbeiter entsprechend zu schulen und Milliarden in IT-Systeme zu investieren. "Das ist ein riesiges Konglomerat von Maßnahmen, die manche Häuser besser hinbekommen als andere", sagte Hufeld. "Hier muss die Deutsche Bank nachrüsten."Cryan soll im kommenden Frühjahr, wenn Co-Chef Jürgen Fitschen sein Amt abgibt, die alleinige Führung bei der Deutschen Bank übernehmen. Die BaFin hatte das Institut zuletzt wegen seiner Rolle bei der Manipulation von Referenzzinsen scharf kritisiert. Dem Vorstand warf sie in einem Bericht Insidern zufolge unter anderem organisatorische Mängel und eine mangelhafte Aufarbeitung der Affäre vor. Kritisiert wurde dabei auch der scheidende Vorstandschef Anshu Jain. Insidern zufolge brachte Hufeld seine Kritik an dem Geldhaus auch in einem Gespräch mit Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner zum Ausdruck.Das Institut hat wiederholt erklärt, Jain trete nicht wegen Kritik der BaFin zurück. Hufeld äußerte sich dazu nicht. Die BaFin stehe permanent in Kontakt mit der Deutschen Bank, aber der Dialog sei vertraulich, sagte er. Auf die Frage, ob er Jain für glaubwürdig halte, antwortete Hufeld: "Die Frage nach Anshu Jain stellt sich für uns nicht mehr."Wenn die BaFin mit dem Management einer Bank nicht zufrieden sei, teile sie das den relevanten Gremien in der Regel informell mit, erklärte Hufeld. "Dann schauen wir, was passiert." Ziel der Aufsicht sei es, Missstände zu identifizieren und diese abzustellen. "Und wenn der Missstand abgestellt wird, dann sind wir glücklich." Nur wenn es Ordnungswidrigkeiten oder Gesetzesverstöße gebe, seien zusätzliche Sanktionen notwendig.Dass die BaFin im Gegensatz zu Aufsehern in den USA oder Großbritannien keine Milliardenstrafen verhängen kann, stört Hufeld nach eigenem Bekunden nicht. Die Bankenaufsicht in diesen Ländern sei deshalb nicht besser als in Kontinentaleuropa. Bei Bußgeldern, die in Deutschland teilweise bei 5.000 oder 25.000 Euro gedeckelt sind, sieht er aber durchaus Anpassungsbedarf. "Das sind etwas überholte Grenzen, die sich im Portokassen-Bereich abspielen. Da würde ich gerne mehr machen können."

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