Berlin/Frankfurt (Reuters) - Die stark von der Corona-Krise betroffene Lufthansa hat Betriebsvereinbarungen zu Sozialplan und Interessenausgleich beim Bodenpersonal gekündigt.
Die Vereinbarungen von 1992 seien nicht mehr aktuell und müssten mit den Betriebspartnern angepasst und neu verhandelt werden, sagte eine Konzern-Sprecherin und bestätigte damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Das Vorgehen stehe allerdings "nicht im Zusammenhang mit der Corona-Krise".
Eine Verdi-Sprecherin sagte dazu: "Das Unternehmen bereitet sich vor, auf betrieblicher Ebene die nächsten Schritte zu gehen." Zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber herrsche derzeit Funkstille in den Verhandlungen über eine Krisenvereinbarung für das Bodenpersonal. Auch die Lufthansa-Sprecherin sagte, es gebe derzeit keine Gespräche mit Verdi.
Sozialpläne werden aufgestellt, um Entlassungen zu flankieren. Der künftige Personalüberhang wegen der Corona-Krise und dem deutlich reduzierten Flugbetrieb fällt bei der Lufthansa mit rund 27.000 Stellen höher aus als ursprünglich befürchtet. Das Management hält mittlerweile betriebsbedingte Kündigungen für fast unabwendbar, da der Luftverkehr wegen der Pandemie nach wie vor in weiten Teilen stillsteht.
Die auf neun Milliarden Euro Staatshilfe angewiesene Lufthansa hat bereits im Juni ein Krisenpaket mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo beschlossen. Mit den Piloten gelang bisher nur eine Übergangslösung bis Ende 2020. Die Verhandlungen zum Bodenpersonal haben noch keinen Erfolg gehabt, weil die Lufthansa mehr Kosteneinsparungen fordert als Verdi anbietet.