Mailand (Reuters) - Nach dem Shutdown im Frühjahr ist die Lust wohlhabender Kunden auf Kulttaschen von Hermes wie die Birkin-Bag zurückgekehrt.
Mit einem Umsatzplus von sieben Prozent auf 1,8 Milliarden Euro im dritten Quartal ist Hermes der erste Luxusgüterkonzern, der in der Corona-Krise wieder von steigenden Erlösen berichtet. Dabei gewinnt auch bei dem französischen Luxus-Modehaus der Onlinehandel an Bedeutung, wie Hermes am Donnerstag mitteilte. In den ersten neun Monaten sei er in fast allen Regionen um fast 100 Prozent gewachsen.
Neben dem Onlinehandel sorgte auch die anziehende Nachfrage in Asien für Rückenwind, wo im Zeitraum Juli bis September ein Plus von 25 Prozent anfiel. In Europa waren die Erlöse dagegen im selben Zeitraum um 15 Prozent geschrumpft.
Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf bleibt allerdings: Die Auswirkungen der Covid-19-Epidemie für 2020 seien "weiterhin schwer abzuschätzen, da sich das Ausmaß und die Dauer der Krise täglich ändern", so Hermes. Finanzchef Eric du Halgoüe kündigte an, mit dem Ausbau des Online-Geschäfts gegenzusteuern. "Wir werden unser Online-Produktangebot schrittweise erweitern, mit Ausnahme der bekanntesten Produkte wie Birkin", erklärte der Manager. Im Zuge der Corona-Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen sei der Online-Vertrieb aktuell bereits zum "größten Geschäft" der Gruppe geworden mit Einnahmen über denen der Flagship-Stores.
Die Aktien von Hermes notierten am Donnerstag rund ein Prozent im Plus bei 809 Euro, im März kosteten sie noch 516 Euro. "Die weltweite Nachfrage nach Luxusgütern hat sich im Sommer erheblich belebt, ungeachtet der Tatsache, dass interkontinentale Reisen praktisch immer noch nicht existieren", kommentierte Luca Solca von Bernstein.
Luxusgüter-Konzerne hatten unter dem weltweiten Shutdown und den Filialschließungen geächzt. So verbuchte Hermes, bekannt für die häufig deutlich über 10.000 Euro teuren Handtaschen wie die Birkin-Bag, im zweiten Quartal einen Einbruch der Verkäufe um 42 Prozent. Während Hermes im Sommer nun wieder zulegen konnte, berichtete die "Louis Vuitton"-Mutter LVMH zuletzt erneut von Umsatzeinbußen, die allerdings dank eines robusten Geschäfts mit Handtaschen mit sieben Prozent nur etwas mehr als halb so hoch ausfielen wie befürchtet.