Reuters

Lufthansa-Chef mahnt Gewerkschaften zum Einlenken

05.11.2020
um 13:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Im zähen Ringen mit den Gewerkschaften um einen sozialverträglichen Personalabbau drängt Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf Vereinbarungen bis Jahresende.

Er gehe davon aus, dass auch die Gewerkschaften an einer Tariflösung bis dahin Interesse hätten, damit es stattdessen nicht zu Massenentlassungen mit Sozialplänen kommen müsse, erklärte Spohr am Donnerstag. Denn darüber habe das Unternehmen mit den Betriebsräten schon Verhandlungen aufgenommen, weil die Gespräche mit der Piloten-Vereinigung Cockpit und Verdi für das Bodenpersonal zu langsam gingen. Er sei ein "großer Fan der Mitbestimmung", sagte Spohr. "Das heißt aber auch Mitverantwortung. In der einzigartigen Krise muss man Mitverantwortung übernehmen."    Die im August abgebrochenen Gespräche mit der Gewerkschaft Verdi seien diese Woche wieder aufgenommen worden. Mit der Vereinigung Cockpit (VC), die bislang nur einen Krisenpakt bis Ende 2020 abschloss, gehe es ebenfalls weiter, erklärte Spohr. Es bleibe bei der Planung, dass aufgrund der Corona-Krise 27.000 Vollzeitstellen im Konzern abgebaut werden müssten. Da viele bei der Airline in Teilzeit arbeiten, ist das eine höhere, aber nicht genannte Zahl von Köpfen. Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele sagte kürzlich der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", wenn die Gewerkschaften nicht bald einlenkten, bewege sich die Zahl auf 30.000 zu.     Etwa die Hälfte der überzähligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entfällt laut Spohr auf das Inland. Nach dem Plan sollen in Deutschland 1100 der insgesamt 5000 Piloten die Haupt-Airline verlassen sowie 2800 Beschäftigte am Boden. Die Gewerkschaften erklärten, sie hätten schon viele Sparvorschläge gemacht. Bis Ende September schrumpfte die Belegschaft bereits um rund 14.000 gegenüber dem Vorjahr auf etwa 124.500 Frauen und Männer. Dadurch seien die jährlichen Personalkosten um 900 Millionen Euro gesenkt worden, sagte Spohr. Von den Betroffenen seien etwa 2000 aus Deutschland, der überwiegende Teil war bei Töchtern im Ausland und vor allem im Cateringgeschäft angestellt.

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125