Frankfurt (Reuters) - Der Verband der Wirtschaftsprüfer fordert nach dem Wirecard-Skandal eine Eingreiftruppe gegen Bilanzbetrug beim Bundeskriminalamt (BKA).
Insbesondere bei bandenmäßigem Betrug seien zur Aufdeckung von Bilanzbetrug oftmals hoheitliche Befugnisse erforderlich, die dem Abschlussprüfer nicht zur Verfügung stünden, sagte Klaus-Peter Naumann, Vorstandssprecher des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IdW), am Dienstag. "Zur Sicherung des Vertrauens in den deutschen Kapitalmarkt und den Finanzstandort Deutschland braucht es hier die Schaffung einer schnellen Eingreiftruppe." Das IdW vertritt einen Großteil der 15.000 Prüfer in Deutschland.
Die Branche war in Misskredit geraten, nachdem die Wirtschaftsprüfer von EY mehr als zehn Jahre lang die Bilanzen von Wirecard testiert hatten, bevor das Unternehmen in die Insolvenz rutschte. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass es seit mindestens fünf Jahren bei dem Zahlungsabwickler zu Manipulationen gekommen war. Die Bundesregierung will nun die Vorschriften für die Wirtschaftsprüfer verschärfen. Dagegen läuft die Branche Sturm.
Stattdessen schlägt das IdW nun eine Eingreiftruppe vor, die im Bereich der organisierten Kriminalität beim BKA angesiedelt sein solle. Um einen sicheren Informationsfluss und eine zügige Aufnahme von Ermittlungen zu gewährleisten, müsse zum einen die Finanzaufsicht BaFin bei Anhaltspunkten auf Bilanzbetrug gesetzlich ermächtigt werden, das BKA zu informieren. Zum anderen sollten auch die Abschlussprüfer bei Verdacht auf Bilanzdelikte verpflichtet sein, dies direkt an das BKA zu melden, erklärte das IdW.