Frankfurt (Reuters) - In den Callcentern der Deutschen Bank droht ein unbefristeter Streik.
Die Gewerkschaft Verdi bereitet nach eigenen Angaben eine Urabstimmung vor, deren Ergebnis für Ende Januar erwartet wird. "Ich gehe von einem klaren Votum unserer Mitglieder für eine Ausweitung der Arbeitskampfmaßnahmen aus", schrieb Jan Duscheck, Fachgruppenleiter Banken von Verdi, beim Kurznachrichtendienst Twitter. Auch die Gewerkschaft DBV macht sich für weitere Arbeitsniederlegungen bereit. "Leider scheint die Arbeitgeberseite zu keinem neuen Angebot bereit", sagte DBV-Bundesvorsitzender Stephan Szukalski. "Daher spricht im Moment vieles für unbefristete Streiks in den nächsten Tagen und Wochen." Die Deutsche Bank wollte sich nicht äußern.
Der Streit um mehr Gehalt für rund 650 Mitarbeiter in Callcentern der Bank schwelt seit Monaten. Zuletzt gab es Anfang Januar einen viertägigen Streik. In Hotlines kam es laut Verdi zu Wartezeiten von rund 45 Minuten. "Im Moment sieht alles danach aus, dass diese Tarifrunde den sprichwörtlichen 'langen Atem' erfordert", sagte Duscheck, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt. "Wir fühlen uns dafür gut gerüstet."
Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Gehaltserhöhung um sechs Prozent. Die Mitarbeiter in den Callcentern gehören zu den am schlechtesten bezahlten Arbeitnehmern der Bank. In einer Mail an die Beschäftigten habe die Bank erklärt, die Zeiten seien schwierig und man werde von dem gemachten Angebot nicht abrücken, hieß es bei Verdi. Im Umfeld der Bank hieß es, man setze schon seit längerem auf externe Anbieter für Callcenter-Dienste und werde diese auch bei weiteren Streiks einsetzen.
Die Deutsche Bank baut weltweit 18.000 Jobs ab und kämpft vor allem im Privatkundengeschäft mit sinkenden Erträgen. Analysten rechnen nach den jüngsten Schätzungen damit, dass das Geldhaus 2020 vor Steuern zwei Milliarden Euro verdient hat. Besonders im Investmentbanking liefen die Geschäfte gut. Die Banker sollen daher mehr Bonus erhalten. Einem Zeitungsbericht zufolge will die Bank den Bonustopf um 20 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro erhöhen.