Zürich (Reuters) - Die Corona-Pandemie stimmt den Schweizer Pharmariesen Novartis vorsichtig.
Erst für das zweite Halbjahr rechnet Konzernchef Vasant Narasimhan mit einer Normalisierung bei den Verschreibungen und Verkäufen von Medikamenten. "Wir erwarten, dass die Pandemie in der ersten Jahreshälfte weiterhin Auswirkungen auf das Gesundheitssystem haben wird", sagte der Amerikaner am Dienstag bei der Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2020.
Entsprechend verhalten fällt die Prognose für das laufende Jahr aus: Das Unternehmen aus Basel stellt unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen einen Anstieg des Umsatzes um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbetrag in Aussicht. Der um Sonderfaktoren bereinigte Betriebsgewinn soll stärker als der Umsatz um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag und wachsen. Zu schaffen machen Novartis neben der Corona-bedingt gedämpften Nachfrage nach Arzneien - Patienten gehen weniger zum Arzt und verschieben Eingriffe, Krankenhäuser bestellen weniger - auch Verzögerungen bei wichtigen Wachstumstreibern.
So ist etwa unklar, wann der Cholesterinsenker Leqvio im weltgrößten Gesundheitsmarkt USA zugelassen wird, nachdem die Arzneimittelbehörde FDA noch Fragen im Zusammenhang mit einer Inspektion eines Auftragsherstellers hat. In der EU wurde das Mittel, dem der Konzern Milliardenumsätze zutraut, Anfang Dezember zugelassen. Auch eine breitere Anwendung der Gentherapie Zolgensma ist ins Stocken geraten, nachdem die FDA mehr Daten zum Einsatz des Medikaments bei älteren Patienten verlangt hat. Die mit einem Preis von gut zwei Millionen Dollar pro Einmaldosis teuerste Arznei der Welt wird zur Behandlung der meist tödlich verlaufenden Erbkrankheit Spinale Muskelatrophie (SMA) bei Kleinkindern eingesetzt.
KONZERNCHEF VERSPRICHT JÄHRLICH UMSATZ- UND GEWINNZUWACHS
Längerfristig sieht Konzernchef Narasimhan weiterhin auf Wachstumskurs. Der Konzern wollte bis 2025 jedes Jahr Umsatz und Gewinn steigern, bekräftigte der Manager. Im Kerngeschäft mit den patentgeschützten Medikamenten, Innovative Medicines genannt, wird mittelfristig eine um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinnmarge im hohen 30-Prozent-Bereich angestrebt. Vergangenes Jahr waren es 35 Prozent. Auch am Geschäft mit Nachahmermedikamenten, das punkto Rentabilität Innovative Medicines hinterherhinkt, will Narasimhan festhalten. "Wir bleiben dem Generika-Geschäft Sandoz treu", sagte er zu seinen Plänen für die Sparte, über deren Abspaltung oder Verkauf wiederholt spekuliert wurde.
2020 steigerte Novartis den Konzernumsatz unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen um drei Prozent auf 48,66 Milliarden Dollar. Der bereinigte operative Gewinn zog um 13 Prozent auf 15,42 Milliarden Doller an. Das Unternehmen erfüllte damit seine eigenen Vorgaben. Unter dem Stich stand mit 8,07 Milliarden Dollar um 13 Prozent mehr Gewinn und die Aktionäre sollen eine Dividende von drei Franken je Aktie erhalten - 0,05 Franken mehr als zuletzt.
An der Börse kam die verhaltene Jahresprognose nicht gut an. Mit einem Kursabschlag von 2,4 Prozent war Novartis das Schlusslicht unter den europäischen Gesundheitswerten.