Reuters

Prognosen erhöht - Doch Infineon stößt an seine Grenzen

04.02.2021
um 13:42 Uhr

München (Reuters) - Der Halbleiter-Konzern Infineon stößt angesichts der reißenden Chip-Nachfrage aus der Auto- und Elektronik-Industrie an seine Grenzen.

Das Dax-Unternehmen schraubte am Donnerstag die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr (Ende September) nach oben und will seine neue Leistungshalbleiter-Fabrik im österreichischen Villach schon im Sommer anlaufen lassen, ein Vierteljahr früher als geplant. Doch die Produktion lasse sich nicht so schnell hochfahren wie sich die Kunden das wünschten, erklärte Vorstandschef Reinhard Ploss in Neubiberg bei München. "Überall in den Lieferketten in der Autoindustrie ist die Chip-Knappheit spürbar, weil sich die Branche schneller erholt als gedacht."

Während Infineon Leistungshalbleiter und Logik-Chips selbst produziert, ist das Unternehmen bei Microcontrollern selbst von Lieferanten wie der taiwanischen TSMC abhängig. Je nach Chip lägen die Durchlaufzeiten zwischen drei und sechs Monaten, erläuterte der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Jochen Hanebeck. Nicht nur die Autoindustrie klagt über Engpässe bei Chips. Einige Hersteller mussten sogar schon die Produktion drosseln. Die Covid-Pandemie hat auch die Nachfrage nach Chips für WLAN-Verbindungen, Spielekonsolen, kontaktloses Bezahlen und Hometrainern nach oben getrieben. "Dass jetzt soviel auf einmal zusammenkommt, ist schon ungewöhnlich", sagte Ploss. "Drücken wir die Daumen, dass sich die Nachfrage im Sommer ein bisschen normalisiert."

Im ersten Quartal 2020/21 (von Oktober bis Dezember) setzte Infineon allein mit den Autobauern und -zulieferern zehn Prozent mehr um als im Quartal davor. Das operative Ergebnis der Sparte hat sich sogar verdreifacht. Insgesamt zogen die Umsätze trotz des schwachen Dollar um sechs Prozent auf 2,63 Milliarden Euro an. Der Chip-Engpass, aber auch Sondereffekte schlugen sich in der Marge nieder: Die operative Umsatzrendite übertraf mit 18,6 Prozent die eigenen Erwartungen von 16 Prozent. Das operative Ergebnis kletterte um 29 Prozent auf 489 Millionen Euro, viel stärker als die Analysten vorhergesagt hatten. Trotzdem kam die Infineon-Aktie, die mit 33,95 Euro knapp unter ihrem Jahreshoch liegt, am Donnerstag kaum voran.

Im Gesamtjahr soll der Umsatz dank der Übernahme von Cypress Semiconductors um gut ein Viertel auf etwa 10,8 (2019/20: 8,6) Milliarden Euro steigen, wenn der Dollar halbwegs stabil bleibt. Bisher hatte Infineon mit etwa 10,5 Milliarden gerechnet. "Neben der wirtschaftlichen Erholung kommt uns der Digitalisierungsschub in allen Lebensbereichen zugute", erklärte Ploss. Die Aufträge zögen "dynamisch" an. Davon profitierten auch die Margen: Die operative Umsatzrendite soll auf etwa 17,5 (2019/20: 13,7) Prozent zulegen, um einen Prozentpunkt mehr als bisher gedacht.

Infineon Technologies AG

WKN 623100 ISIN DE0006231004