Düsseldorf (Reuters) - Die Corona-Pandemie hat den Modekonzern Hugo Boss fest im Griff.
Nach Verlusten im vergangenen Jahr mit monatelangen Geschäftsschließungen steht der für seine Anzüge bekannte Herrenausstatter immer noch unter dem Einfluss von Lockdowns. "Noch sorgt die Pandemie im ersten Quartal für tiefe Einschnitte in unserem Geschäft vor allem in Europa, wo weiterhin viele Läden geschlossen bleiben", sagte Vorstandssprecher Yves Müller am Donnerstag. Weltweit seien derzeit 30 Prozent der Filialen zu. Trotz wieder rund laufender Geschäfte in China und Nordamerika sei es derzeit nicht absehbar, ob zum Jahresauftakt schwarze Zahlen geschrieben werden.
"Beginnend mit dem zweiten Quartal sind wir jedoch sehr zuversichtlich, dass sich Umsatz und Ergebnis wieder Stück für Stück verbessern werden", so Müller. Er prognostizierte für 2021 deutliche Umsatz- und Ergebnisverbesserungen. Eine konkrete Prognose wagte er jedoch nicht. Eine Treiber sei der Online-Handel, der sich 2020 auf über 200 Millionen Euro verdoppelte. Ende des Jahres soll die 300-Millionen-Umsatzgrenze übersprungen, 2022 dann 400 Millionen Euro erreicht werden.
Im vergangenen Jahr schrieb Boss bei einem Umsatzeinbruch um 31 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro einen operativen Verlust (Ebit) von 236 Millionen Euro. 2019 erzielte das Mode-Unternehmen mit Sitz in Metzingen noch einen Gewinn von 344 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen daher nur die Mindestdividende von vier Cent je Aktie erhalten.
An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an: Die MDax-Titel gaben zeitweise um knapp sieben Prozent nach, erholten sich dann im Tagesverlauf und notierten mit 33,12 Euro noch gut zwei Prozent im Minus. Analystin Kathryn Parker von der Investmentbank Jefferies kommentierte, der operative Verlust sei geringer ausgefallen als von ihr befürchtet.
BOSS: HANDELSINITIATIVE FORDERT ÖFFNUNGSPERSPEKTIVE
Der Politik schrieb Müller derweil ein schlechtes Zeugnis aus. "Die jüngsten Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern geben dem Handel nicht die verlässliche Perspektive, die er dringend benötigt." Daher setze sich Boss im Rahmen einer Handelsinitiative mit Unternehmen wie dem Buchhändler Thalia, dem Warenhauskonzern Breuninger und der Modefirma S'Oliver für eine kurzfristige, verlässliche Öffnungsperspektive des stationären Einzelhandels ein. Es gehe dabei weniger um die 30 eigenen Geschäfte in Deutschland sondern mehr um die etwa 1000 Flächen bei Handelspartnern. "Diese sind mehr noch als wir von den Auswirkungen des seit fast drei Monaten andauernden Lockdown betroffen. Viele dieser Unternehmen und Unternehmer stehen mit dem Rücken an der Wand." Der Handel verfüge aber über ausgefeilte Hygienekonzepte, die in Verbindung mit einer konsequenten Test- und Impfstrategie eine zügige Wiedereröffnung der Geschäfte erlauben sollten, so Müller.