Reuters

Impfstoffmangel bremst Indien im Kampf gegen zweite Corona-Welle aus

30.04.2021
um 11:27 Uhr

Bangalore/Neu-Delhi (Reuters) - Indien wird kurz vor der geplanten Impfoffensive gegen die massive zweite Corona-Welle von einem Mangel an Vakzinen ausgebremst.

Während die Gesundheitsbehörden am Freitag mit 386.452 Neuinfektionen erneut einen weltweiten Höchstwert meldeten, verschoben mehrere Bundesstaaten den für Samstag angepeilten Start der Impfung aller Erwachsenen. In Gujarat, dem Heimatstaat von Ministerpräsident Narendra Modi, wird erst in zwei Wochen damit gerechnet, wie die Regionalregierung mitteilte. Sie hoffe, bis dahin genügend Impfstoff zu erhalten. Auch im südlichen Bundesstaat Karnataka mit dem IT-Zentrum Bangalore ist ein Beginn am 1. Mai nicht möglich. Im östlichen Bundesstaat Odisha hofft die Regierung immerhin auf Montag, sollte bis dahin genug Impfstoff eintreffen. Auch in der Wirtschaftsmetropole Mumbai im Bundesstaat Maharashtra wurden die Impfzentren für drei Tage geschlossen. Dabei drängt die Zeit. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich um 3498. Das waren nur rund 150 weniger als der Höchstwert vom Donnerstag.

Ursprünglich hatte die Regierung geplant, bis August nur 300 Millionen seiner Hochrisikopersonen zu impfen. Angesichts des massiven Anstiegs der Infektionszahlen und der Überlastung der Krankenhäuser gab aber Regierungschef Modi die Devise aus, ab dem 1. Mai alle Erwachsenen zu impfen. Modi steht in der Kritik, weil er politische und religiöse Massenveranstaltungen zugelassen hat, die in den vergangenen Wochen vermutlich zu sogenannten Super-Spreader-Events wurden. Auch eine neue Virus-Variante wird hinter den in die Höhe schnellenden Fallzahlen nach dem Abebben im Januar und Februar vermutet. Internationale Hilfe ist angelaufen. So will Deutschland über die Bundeswehr am Samstag 120 Beatmungsgeräte in das südasiatische Schwellenland fliegen.

Indien ist zwar der weltweit größte Produzent von Impfstoffen, hat aber nicht genügend Corona-Vakzine zur Verfügung, um gegen die zweite Infektionswelle anzukämpfen. Die beiden indischen Impfstoff-Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran, ihre Kapazitäten über 80 Millionen Dosen pro Monat hinaus zu erhöhen. Es fehlt aber an Grundstoffen. Zudem hat ein Brand im Serum-Institut, das den Impfstoff von AstraZeneca in Indien herstellt, die Lage erschwert. Man habe keine Informationen von den Herstellern erhalten, wann sie Impfstoffe liefern können, kritisierte Karnatakas Gesundheitsminister K Sudhakar. Allerdings sollen am Samstag erste Lieferungen des russischen Impfstoffs Sputnik V eintreffen. Die Impfkampagne in dem zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt ist im Januar angelaufen. Bislang sind aber nur etwa neun Prozent der rund 1,4 Milliarden Einwohner geimpft.

AstraZeneca PLC

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