Frankfurt (Reuters) - Der von der Lufthansa angestrebte Rahmen für Kapitalerhöhungen im Volumen von 5,5 Milliarden Euro stößt auf ein geteiltes Echo von Aktionären.
Der in der Corona-Krise mit milliardenschweren Staatshilfen gestützte Konzern will sich von der Hauptversammlung am Dienstag die Option zur Stärkung des Eigenkapitals genehmigen lassen. Die Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken Union Investment kündigte an, gegen den "völlig überdimensionierten" Kapitalvorratsbeschluss zu stimmen. "Wegen der schwachen Historie bei der Krisenbewältigung sind wir nicht bereit, dem Management einen Blankoscheck auszustellen", erklärte Michael Gierse, Fondsmanager bei Union Investment. Die DekaBank dagegen zeigte Verständnis für den Kapitalrahmen. Das sei nicht überraschend, da das Eigenkapital massiv auf nur noch zwei Milliarden Euro geschmolzen sei und die Bilanz deutlich gestärkt werden müsse, erklärte Nachhaltigkeits-Expertin Vanessa Golz.
Die Airline-Gruppe wurde im vergangenen Jahr mit Staatshilfen von neun Milliarden Euro von Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz gestützt. Von den 6,8 Milliarden Euro Deutschlands seien bislang erst 2,3 Milliarden Euro abgerufen, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf der virtuell abgehaltenen Hauptversammlung. Davon sei ein Kredit der Staatsbank KfW von einer Milliarden Euro wieder getilgt. Der Großteil der Erlöse aus Kapitalerhöhungen solle genutzt werden, um die staatlichen Stabilisierungshilfen zurückzuführen, ergänzte er.
"Wir wollen kleinere, schrittweise Kapitalmaßnahmen, bei denen die Aktionäre gefragt werden müssen und die Lufthansa mit einem überzeugenden Restrukturierungsplan aufwarten muss", forderte Union Investment. Das Management stehe vor der Wahl einer kurzfristigen Kapitalerhöhung oder müsse ohne diese die hochverzinsliche stille Beteiligung des Staats in Anspruch nehmen, erklärte die DekaBank. Der Vorstand müsse den Weg wählen, der dem Aktienkurs am wenigsten wehtue.
Lufthansa-Finanzchef Remco Steenbergen hatte vergangene Woche erklärt, die 5,5 Milliarden Euro seien eine technische Zahl. Eine Kapitalerhöhung werde niedriger ausfallen, so niedrig wie möglich, um den Aktienkurs nicht zu stark zu verwässern. Wann es dazu komme, hänge von der Marktlage ab.
Die Corona-Krise hat der Lufthansa 2020 einen Rekordverlust von 5,5 Milliarden Euro eingebrockt. Ohne Staatshilfe wäre eine Insolvenz der Airline-Gruppe unvermeidlich gewesen, erklärte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley. Seither hat sich der Luftverkehr wegen der Pandemie kaum erholt. Ein Großteil der Flotten von Lufthansa, Eurowings, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss stehen noch am Boden. Ein Fünftel des Personals musste das Unternehmen bereits verlassen. Die Flugbetriebe Germanwings und SunExpress Deutschland wurden geschlossen, Kosten und Investitionen gesenkt. "Die Restrukturierung der Lufthansa bleibt auch 2021 allerhöchste Priorität", erklärte Kley. Das sei einfacher gesagt als getan. "Wir kommen wieder auf die Beine, der Kranich hebt wieder ab", ergänzte er.