Reuters

Deutsche-Bank-Chef verteidigt Stärke der Investmentbank

19.05.2021
um 11:47 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat der Kritik mancher Aktionäre an dem wieder erstarkten Investmentbanking innerhalb des Konzerns widersprochen.

"Unser Gewinn sei nur der Investmentbank zu verdanken, hieß es, und so sei die 'alte Deutsche Bank' wieder da", erklärte er in einer am Mittwoch veröffentlichten Rede anlässlich der Hauptversammlung kommende Woche. "Diese Behauptungen teile ich in keiner Weise." Die Bank habe nie gesagt, dass sie sich aus dem Kapitalmarktgeschäft zurückziehen wolle. Sie habe sich lediglich auf die Stärken in der Sparte konzentriert.

Die Deutsche Bank verdiente im ersten Quartal erstmals seit sieben Jahren wieder eine Milliarde Euro. Der weitaus größte Teil stammte aus dem Geschäft mit Anleiheemissionen, Beratungen bei Fusionen und Übernahmen sowie Börsengängen. Sewing betonte, alle Geschäftsbereiche - auch die Privat- und Firmenkundensparte sowie die Vermögensverwaltung - hätten zu dem Gewinn beigetragen. Das Kapitalmarktgeschäft sei durch den Umbau nicht mehr so wie früher. "Wir haben unsere Investmentbank in den vergangenen Jahren viel stärker auf die Dienstleistungen ausgerichtet, die heimische Unternehmen gerade jetzt dringend benötigen." Ein Großteil der inzwischen erzielten Erträge sei nachhaltig und stabil.

Die Deutsche Bank musste in der Vergangenheit viel Kritik einstecken wegen ihrer vergleichsweise großen Investmentbank. Immer wieder hatte das schwankungsanfällige Geschäft zu hohen Verlusten geführt. Sewing änderte Mitte 2019 die Strategie und schloss etwa den Aktienhandel sowie andere risikante Bereiche. Bei Großaktionären wie der Fondsgesellschaft Deka kommt das gut an. "Die Umbauarbeiten sind noch im vollen Gang, aber die Wende im Konzern ist vollzogen und ein Erfolg zeichnet sich ab", sagte Andreas Thomae, Portfoliomanager bei Deka Investment.

LETZTE RUNDE FÜR DEN CHEFKONTROLLEUR

Aufsichtsratschef Paul Achleitner stärkte Sewing für den Umbau der Bank, dem weltweit 18.000 Jobs zum Opfer fallen, den Rücken. "Unsere Deutsche Bank hat die Grundlagen gelegt, um von dem aktuellen Umfeld profitieren zu können – und das zahlt sich bereits aus", erklärte er in seiner Rede zum Aktionärstreffen, das am 27. Mai in virtuell stattfindet. Fabrizio Campelli, der im Vorstand von Sewing die Verantwortung für die Investmentbank übernahm, werde das Geschäftsfeld weiter voranbringen und umbauen sowie Kosten sparen.

Für den Österreicher beginnt das letzte Jahr als Chef des Kontrollgremiums der größten deutschen Bank. 2022 strebe er keine Wiederwahl an, bekräftigte er. "Umso wichtiger ist es mir, dass wir, Aufsichtsrat und Vorstand gemeinsam, schon jetzt wichtige Weichen für die kommenden Jahre stellen und einen geordneten Übergang vorbereiten."

Als potenzieller Nachfolger gilt Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer, der seit 2020 im Aufsichtsrat sitzt. Investoren sehen dies grundsätzlich positiv. Sollte er den Vorsitz im Kontrollgremium bekommen, müsse er seinen Chefposten bei der Deutschen Börse aufgeben, sagte Thomae. Weimers Vertrag bei dem Börsenbetreiber läuft noch bis Ende 2024.

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008