Düsseldorf (Reuters) - Der Energiekonzern RWE hat Überlegungen eine Absage erteilt, aus Klimaschutzgründen die Atomkraftwerke in Deutschland länger laufen zu lassen.
"Wir stehen dafür nicht zur Verfügung", sagte Vorstandschef Markus Krebber am Montagabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV). Sollten solche Überlegungen umgesetzt werden, müsse der Staat das selbst in die Hand nehmen. Die Bundesregierung hatte nach der Atomkatastrophe 2011 in Fukushima den beschleunigten Atomausstieg beschlossen. Danach geht der letzte Meiler Ende kommenden Jahres vom Netz.
Befürworter der Kernenergie verweisen darauf, dass bei der Stromerzeugung nur wenig klimaschädliches Kohlendioxid produziert wird. Länder wie Frankreich und Großbritannien, die viele Kernkraftwerke betreiben, könnten dadurch leichter ihre Klimaschutzziele erreichen. Es mache keinen Sinn, wenn Deutschland seine Meiler abschalte, um dann Atomstrom aus Frankreich zu importieren, argumentieren Befürworter der Kernenergie.
Krebber forderte, dass eine neue Bundesregierung das Tempo der Energiewende beschleunigen müsse. Die Ausbauziele für die Erneuerbaren Energien sollten erhöht werden, der Netzausbau beschleunigt und die Genehmigungsverfahren etwa für Windenergieanlagen verkürzt werden.
Der früher als "Atom-Dino" verschrieene Versorger hat sich zu einem der größten Ökostromkonzerne in Europa gewandelt. Krebber hatte Ende April die Führung übernommen. Im vierten Quartal will der Manager Details seiner Strategie vorstellen. Dazu gehört auch eine neue Dividendenpolitik. "Wir sind kein Dividendentitel mehr. Wir sind ein Wachstumstitel." RWE bewege sich mit dem Ökostrom in einem starken Wachstumsmarkt. Viele Investoren würden sich dafür aussprechen, dass die Gewinne in den Ausbau des Geschäfts investiert würden.