Zürich (Reuters) - Die Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche lösen nach 20 Jahren ihre ungewöhnliche Verflechtung auf.
Roche will für rund 19 Milliarden Franken dem Rivalen knapp ein Drittel der stimmberechtigten Roche-Inhaber-Aktien abkaufen, wie die beiden Unternehmen am Donnerstag mitteilten. Der Kaufpreis beträgt 356,93 Franken je Aktie. Das entspreche dem gewichteten Durchschnittskurs der Roche-Genussscheine der letzten 20 Handelstage bis zum 2. November. Roche will die von Novartis erworbenen Aktien dann vernichten. Finanzieren will der Konzern den Rückkauf mit Fremdmitteln.
Was Novartis mit dem Geld vorhat, blieb vorerst offen. "Die Verwendung der Erlöse erfolgt im Einklang mit den Prioritäten bei der Kapitalallokation, um eine starke Rendite für die Aktionäre zu erzielen", erklärte das Unternehmen.
Spekulationen, dass Novartis seinen Roche-Anteil zum Verkauf stellen könnte, waren immer wieder aufgeflammt. Der frühere Konzernlenker Daniel Vasella, der den Konzern 2013 verließ, hatte das Paket vor zwei Jahrzehnten in der Hoffnung schnüren lassen, einen Schulterschluss der beiden Pharmariesen aus Basel zu erzwingen. Dazu kam es dann nie. Denn die Erben des Roche-Gründers Fritz Hoffmann-La Roche, die den Pharma- und Diagnostikriesen mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,01 Prozent der Stimmrechte kontrollieren, stellten sich hinter dem Unabhängigkeitskurs des Roche-Managements. Der Rückkauf führt nun zur Entflechtung der beiden Wettbewerber. "Roche erlangt damit volle strategische Flexibilität", erklärte der Konzern.
MILLIARDENGEWINN FÜR NOVARTIS
Mit insgesamt 53,3 Millionen Roche-Inhaberaktien, entsprechend knapp einem Drittel der Anteile war Novartis der zweitgrößte stimmberechtigte Eigentümer. Einfluss auf das Geschäft des Konkurrenten nahm der Konzern allerdings nie, auch einen Vertreter im Verwaltungsrat gab es nicht. Die von 2001 bis 2003 erworbene Beteiligung spülte Novartis insgesamt mehr als sechs Milliarden Dollar Dividendenzahlungen in die Kasse. Der Verkauf des Pakets bringt dem Konzern nach eigenen Angaben jetzt weitere 14 Milliarden Dollar Gewinn ein.
Durch die geplante Vernichtung der zurückgekauften Aktien festigen die Erben der Roche-Gründerfamilien ihren Einfluss. Denn der Anteil der Stimmrechte des Familien-Pools steigt durch diese Transaktion auf rund 67,5 Prozent. Am Aktienrückkauf selbst beteiligen sich der Familien-Pool nicht. Genehmigt werden soll die Transaktion bei einer außerordentlichen Generalversammlung am 26. November. Die überwiegende Mehrheit des Roche-Kapitals entfällt auf die nicht stimmberechtigten Genussscheine - die Inhaberaktien repräsentieren nur gut sechs Prozent des gesamten Kapitals.
Roche bekräftigte seine Jahresprognose und stellte eine weitere Erhöhung der Dividende in Aussicht.