München (Reuters) - Die anziehende Konjunktur gibt Siemens-Chef Roland Busch Rückenwind.
Der Münchner Technologiekonzern übertraf im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende September) seine Umsatz- und Gewinnerwartungen, ist für die nächsten Monate aber vorsichtiger. Der Nettogewinn schnellte im ersten Jahr unter Buschs Führung um 59 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro, wie Siemens am Donnerstag mitteilte. Der Konzern hatte seine Prognose viermal erhöht und zuletzt mit 6,1 bis 6,4 Milliarden Euro gerechnet. Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Basis um 11,5 Prozent auf 62,3 Milliarden Euro, der Auftragseingang sogar um 21 Prozent. Die Dividende soll auf den Rekordwert von 4,00 (3,50) Euro je Aktie erhöht werden.
Siemens habe die anhaltenden Probleme beim Nachschub vor allem von elektronischen Bauteilen und Rohmaterial erfolgreich bewältigt, hieß es in der Mitteilung. Allerdings zeigten sich im vierten Quartal erste Bremsspuren; das Ergebnis blieb hinter den Analystenerwartungen zurück, obwohl der Umsatz weiter anzog. "In einem herausfordernden Umfeld haben wir Marktanteile gewonnen und unsere Ergebnisprognose deutlich übertroffen", sagte Busch. Der Vorstandschef sprach von einem erfolgreichen Start als "fokussiertes Technologieunternehmen" nach der Abspaltung des Energietechnik-Konzerns Siemens Energy. "Wir werden mit diesem Momentum im Geschäftsjahr 2021/22 weitermachen."
Siemens hofft darauf, dass die Corona-Effekte und Engpässe beim Nachschub im Laufe der nächsten Monate nachlassen. Trotzdem geht der Konzern nur von einem Umsatzwachstum um einen mittleren einstelligen Prozentsatz auf vergleichbarer Basis aus. Die drei Kernsparten Digital Industries, Smart Infrastructure und Mobility (Bahntechnik) sollen jeweils um fünf bis acht Prozent zulegen. Dazu kommt die Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers, die nach dem Corona-Boom allenfalls mit leichten Zuwächsen rechnet.
Für das Ergebnis je Aktie stellt Siemens einen Anstieg auf 8,70 bis 9,10 (VJ: 8,32) Euro in Aussicht. Das wäre ein Plus von fünf bis neun Prozent. Dazu beitragen sollen auch weitere Verkäufe und Börsengänge von Beteiligungen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Siemens unter anderem mit dem Verkauf der Getriebe-Tochter Flender und dem Verkauf von Aktien an den börsennotierten Firmen Bentley Systems und ChargePoint einen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Ein ähnlicher Betrag sei auch im neuen Geschäftsjahr zu erwarten, hieß es. Im Oktober war das US-Energiespeicher-Unternehmen Fluence Energy mit einer Bewertung von mehr als vier Milliarden Dollar an die Börse gebracht worden. Zum Verkauf stehen auch die Straßenverkehrstechnik-Tochter Yunex sowie Insidern zufolge das Geschäft mit Post- und Paket-Logistik.