Frankfurt (Reuters) - Die Verhandlungen der Lufthansa mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) über einen neuen "Zukunftspakt" sind festgefahren.
Die Gespräche über die Beschäftigungsperspektiven für das Cockpitpersonal von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings seien vorerst abgebrochen worden, erklärte VC-Sprecherin Leila Belaasri am Freitag. Anlass sei die Kündigung einer Grundlagenvereinbarung von 2017, die eine Flotte von 325 Flugzeugen festlegte, durch die Lufthansa. VC-Präsident Stefan Hertz verurteilte das scharf als Eskalation: Die Lufthansa wolle damit gerade die Beschäftigten unter Druck setzen, die den größten Krisenbeitrag geleistet hätten. Die VC reagierte darauf, indem sie ihrerseits den Vergütungstarifvertrag zum 30. Juni 2022 aufkündigte.
Das Lufthansa-Management hatte Anfang November erklärt, bis Jahresende einen neuen Pakt mit der VC schließen zu wollen. Die geltende Krisenvereinbarung ist bis Ende März befristet.
Einem Lufthansa-Sprecher zufolge sind die seit Monaten laufenden Verhandlungen aber nicht gescheitert. "Selbstverständlich sind wir an einer Sozialpartnerschaft mit der VC interessiert", sagte Lufthansa-Sprecher Martin Leutke. Für einen neuen Pakt habe man noch sechs Monate lang Zeit. Der Vertrag über die Personalstärke für die garantierten 325 Flugzeuge sei gekündigt worden, weil es absehbar nicht genug Nachfrage gebe und die Lufthansa-Flotte schrumpfe, wie schon lange angekündigt.
Kern des Streits ist nach Darstellung der VC, dass die Positionen beim Abbau des mit der Corona-Krise entstandenen Personalüberhangs im Cockpit weit auseinander liegen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte erst Anfang November wieder erklärt, betriebsbedingte Kündigungen könnten vermieden werden, wenn es genug Teilzeitvereinbarungen gebe. Die VC habe dazu Vorschläge gemacht, die aber weit von den Vorstellungen des Arbeitgebers entfernt seien, erklärte Gewerkschafterin Belaasri. Sie gehe dennoch davon aus, dass die Gespräche weitergingen.
Der Personalüberhang müsste sich auf Basis früherer Angaben mittlerweile auf bis zu 600 der insgesamt rund 5000 Flugzeuglenker der Lufthansa belaufen. Neue Zahlen dazu nannte das Unternehmen nicht.
Piloten der in der Corona-Krise geschlossenen Billigtochter Germanwings könne im April gekündigt werden, wenn nicht eine Einigung mit der VC ihren Wechsel zu anderen Lufthansa-Airlines ermögliche, erklärte die Lufthansa weiter. "Die Geschäftsleitung hofft, dass hier eine Einigung mit der Vereinigung Cockpit gelingt", erklärte der Lufthansa-Sprecher. Die Sozialplanverhandlungen für die rund 390 Betroffenen seien Anfang November gescheitert. Mitte Dezember wurde dann in einer Einigungsstelle, also einem Vermittlungsverfahren, entschieden, dass bei einer Kündigung auch keine Abfindung gezahlt werden müsse, wie auch der "Spiegel" berichtete. Zum Teil können die Beschäftigten aber bei den Lufthansa-Töchtern Eurowings und Eurowings Discover unterkommen.