Zürich (Reuters) - Der Schweizer Pharmariese Roche stellt sich auf ein Ende der Corona-Pandemie und damit einhergehend auf ein nachlassendes Wachstumstempo 2022 ein.
Weniger Umsatz mit seinen Covid-19-Tests und Medikamenten gegen die Krankheit sowie die Konkurrenz durch günstigere Nachahmermedikamente dürften die Einnahmen um rund 4,5 Milliarden Franken (4,3 Milliarden Euro) schmälern. "Wir gehen davon aus, dass sich die Pandemie im zweiten Quartal verlangsamen wird", sagte Konzernchef Severin Schwan am Donnerstag. Roche erwarte in seinem Basisszenario, dass die Pandemie im laufenden Jahr zu Ende geht. "Aber wir haben uns in der Vergangenheit getäuscht", sagte der Manager. Momentan sei die Nachfrage nach Covid-19-Tests noch sehr hoch.
Insgesamt rechnet Schwan damit, dass der Umsatz im laufenden Jahr stabil bleiben oder um einen niedrig einstellig Prozentbetrag steigen wird. Die Verkäufe von Corona-Tests und -Arzneien dürften um rund zwei Milliarden auf etwa fünf Milliarden Franken abnehmen, erwartet der Manager. Der Verkaufsrückgang durch günstigere Nachahmerarzneien - sogenannte Biosimilars - wird auf rund 2,5 Milliarden Franken geschätzt. Ohne diese Effekte würde das Umsatzwachstum des Konzerns im hohen einstelligen Prozentbereich liegen.
Für den um Sonderfaktoren bereinigten Gewinn je Genusschein und Inhaberaktie peilt Roche einen Anstieg um einen niedrigen bis mittlern Prozentbetrag an - auch dank einer Gewinnverdichtung durch die von Novartis zurückgekauften und dann vernichteten Aktien. Ohne diesen Effekt dürfte der Gewinnanstieg in etwa dem Umsatzwachstum entsprechen - was der zuletzt üblichen Prognose des Unternehmens entspricht. Den Aktionären stellte Schwan weiter steigende Dividenden in Aussicht. Für 2021 sollen sie 9,30 Franken je Titel erhalten und damit 0,20 Franken mehr als zuletzt.
Bei den Anlegern kam die verhaltene Prognose nicht gut an. Mit einem Kursminus von 2,8 Prozent gehörte Roche zu den größten Verlierern unter den europäischen Gesundheitswerten. "Der Ausblick für 2022 ist etwas konservativer, als wir und der Konsens erwartet haben", erklärte Vontobel-Analyst Stefan Schneider. Roche gebe zu Jahresbeginn in der Regel allerdings eine eher konservative Prognose ab.
BOOMENDES DIAGNOSTIK-GESCHÄFT - BIOSIMILARS BREMSEN PHARMA
Im vergangenen Jahr steigerte Roche den Konzernumsatz währungsbereinigt um neun Prozent auf 62,8 Milliarden Franken. In der Diagnostik-Sparte kletterte der Umsatz um 29 Prozent auf 17,8 Milliarden Franken. Dank ihrer Covid-Tests ist die meist im Schatten des deutlich größeren Pharmageschäfts stehende Diagnostik-Division ins Rampenlicht gerückt. Roche, vor allem für seine Krebstherapien bekannt, ist auch der weltgrößte Anbieter von Geräten, Verfahren und Verbrauchsgütern zur Bestimmung von Krankheiten.
Das dominierende Pharmageschäft nahm in der zweiten Jahreshälfte zunehmend Fahrt auf und wuchs um drei Prozent auf 45 Milliarden Franken. Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hatten zuvor viele Patienten ihre Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte aufgeschoben, so dass der Bedarf an den hauptsächlich im Krankenhaus verabreichten Medikamenten von Roche zurückging. Vor allem neuere Medikamente wie das Multiple-Sklerose-Mittel Ocrevus oder Hemlibra gegen die Bluterkrankheit zogen kräftig an und konnten die 4,5 Milliarden Franken Umsatzeinbußen bei wichteigen Krebsarzneien wegen der Konkurrenz durch Biosimilirs mehr als ausgleichen.
Der um Sonderfaktoren bereinigte Betriebsgewinn stieg 2021 um vier Prozent auf 21,9 Milliarden Franken und der bereinigte Gewinn je Titel um sechs Prozent auf 19,81 Franken. Unter dem Strich stand mit 14,9 Milliarden Franken etwas weniger Gewinn.