München (Reuters) - Nach mehr als eineinhalbjährigen Ermittlungen hat die Münchner Staatsanwaltschaft Anklage gegen den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun erhoben.
Die Ermittler werfen ihm, seinem Bilanzchef und dem Statthalter des Zahlungsabwicklers in Dubai Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue in mehreren Fällen und gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor, wie die Staatsanwaltschaft München I am Montag mitteilte. Braun und die anderen Wirecard-Manager hätten über Jahre hinweg darauf hingearbeitet, dass das Unternehmen erfolgreicher ausgesehen habe als es tatsächlich war. "Hierzu erfanden sie angeblich äußerst ertragreiche Geschäfte, vor allem in Asien", hieß es in der Mitteilung. Die Anklageschrift umfasst 474 Seiten.
Braun hat die Vorwürfe zurückgewiesen und sieht sich selbst als Opfer seines ehemaligen Vorstandskollegen Jan Marsalek, der seit Juni 2020 auf der Flucht ist. Damals musste Wirecard wegen eines Bilanzlochs von 1,9 Milliarden Euro Insolvenz anmelden, der Aktienkurs stürzte ins Bodenlose. Insolvenzverwalter Michael Jaffe geht davon aus, dass das Geld nie existierte. Tatsächlich hätten Braun und seine Manager spätestens seit 2015 gewusst, dass Wirecard Verluste erwirtschaftete, heißt es in der Anklageschrift. Mit der Vorspiegelung angeblich florierender Geschäfte hätten sie von Banken 1,7 Milliarden Euro an Krediten und 1,4 Milliarden Euro in Form von Anleihen erschlichen.