München (Reuters) - Die Lieferengpässe auf dem IT-Markt und der Krieg in der Ukraine trüben den Optimismus des Systemhauses Bechtle.
Die Kunden seien bereit, in ihre IT zu investieren, die Lage auf dem Chip-Markt werde sich aber wohl erst ab dem Sommer nach und nach entspannen, sagte Vorstandschef Thomas Olemotz am Freitag im württembergischen Neckarsulm. Trotzdem sollen Umsatz und Gewinn 2022 um fünf bis zehn Prozent zulegen, die Umsatzrendite vor Steuern (EBT-Marge) soll auf dem Vorjahresniveau von gut sechs Prozent verharren. Die Folgen des Kriegs in der Ukraine für die Konjunktur sorge zusätzlich für Unsicherheit: "Unsere Prognose halten wir vor diesem Hintergrund für ambitioniert, gleichzeitig aber auch für realisierbar." Im ersten Quartal sei es nicht schlechter, aber auch nicht besser gelaufen als in der zweiten Jahreshälfte 2021.
Schon im vergangenen Jahr kam Bechtle wegen knapper Chips, der stockenden Produktion von Computer-Teilen in China und der wackligen Lieferketten mit der Abarbeitung der Aufträge nicht hinterher. Der Auftragsbestand schwoll um 80 Prozent an. Olemotz sprach von "deutlichen Bremsspuren", im vierten Quartal ging der Umsatz sogar zurück. Noch seien aber keine Kunden abgesprungen, weil die Konkurrenz ebenso leide. Während der Auftragseingang um 16 Prozent stieg, legte der Umsatz im abgelaufenen Jahr nur um fünf Prozent auf 5,3 Milliarden Euro zu. Bechtle bilanziert die verkaufte Standardsoftware anderer Hersteller nach dem Bilanzstandard IFRS 15 nicht mehr mit dem gesamten Verkaufspreis, sondern nur noch mit der Gewinnmarge. "Ohne die Lieferschwierigkeiten hätten wir ein zweistelliges Wachstum verzeichnet", sagte der Vorstandschef.
Das Ergebnis vor Steuern kletterte um 18 Prozent auf 320,5 Millionen Euro, der Nettogewinn sogar um 20 Prozent auf 231,4 Millionen Euro. Die Dividende soll deshalb zum zwölften Mal in Folge steigen: von 45 auf 55 Cent je Aktie.
Zuversichtlich gab sich Olemotz, was die geplante Expansion außerhalb des deutschen Sprachraums betrifft: Er hoffe, noch in diesem Jahr Vollzug melden zu können. Vor allem in Spanien, Frankreich und den Benelux-Staaten halte Bechtle Ausschau nach Zukäufen.