München (Reuters) - Mehrere hundert Siemens-Mitarbeiter und Gewerkschafter haben den Konzern aufgefordert, seine vor der Abspaltung stehende Sparte Large Drives zu behalten.
Betriebsratschefin Birgit Steinborn und Aufsichtsratsmitglied Hagen Reimer forderten auf einer Kundgebung am Montag vor der Siemens-Zentrale in München ein Umdenken der Führung des Technologiekonzerns: "Wir erwarten vom Vorstand eine ergebnisoffene Neubewertung", sagte Reimer, der Siemens-Beauftragte der Gewerkschaft IG Metall. "Das ist kein Zeichen von Schwäche." Die Entscheidung, sich von dem Hersteller von Elektromotoren, Umrichtern und Generatoren mit 7000 Mitarbeitern zu trennen, sei strategisch falsch, sagte der Gewerkschafter.
Die Sparte beliefert auch die Bundeswehr sowie Bergbaukonzerne, die Seltene Erden fördern. "Wir wollen eine nachhaltige Zukunftsperspektive", sagte Gesamtbetriebsratschefin Steinborn vor rund 300 Demonstranten. "Ausgliederung, Abbau, Umbau - das hatten wir in der vergangenen Jahren genug." Reimer geht davon aus, dass Siemens die Sparte nach der rechtlichen Verselbständigung zum Verkauf stellen wird. Auf Transparenten war von einer Zerschlagung die Rede. Die Belegschaft fürchtet vor allem um den Standort in Nürnberg, den sich Large Drives mit anderen Siemens-Sparten teilt. Vertreter der Mitarbeiter und der IG Metall übergaben Personalchefin Judith Wiese drei Wäschekörbe mit Postkarten unter dem Motto "Mensch vor Marge".
Large Drives schreibt wieder schwarze Zahlen, erfüllt aber nicht die Renditeerwartungen des Siemens-Vorstands und gehört nach dessen Ansicht nicht mehr zum Kerngeschäft. Deshalb hatte Siemens im September 2021 die Ausgliederung angekündigt. Sie soll bis Oktober abgeschlossen sein, die Gespräche sind aber laut IG Metall festgefahren. Finanzkreisen zufolge könnte ein Verkauf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag bringen.
Der Konzern prüfe ständig, wer zu welchem Zeitpunkt der beste Eigentümer für das Geschäft sei, sagte ein Siemens-Sprecher. "Wir wollen dem Geschäft zusätzliche Eigenständigkeit und unternehmerische Freiheiten geben, damit es sich noch besser auf seine Märkte und Kunden fokussieren kann."