München (Reuters) - Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffe behält die Hand auf einem Teil des Privatvermögens des ehemaligen Vorstandschefs und Großaktionärs Markus Braun.
Das Landgericht München I bestätigte am Donnerstag den Vermögensarrest, den Jaffe Ende 2021 über bis zu 140 Millionen Euro aus dem Besitz von Braun zugunsten der Gläubiger von Wirecard erwirkt hatte. Doch hat auch die Münchner Staatsanwaltschaft, die Braun nach der Pleite des damals im Dax gelisteten Zahlungsdienstleisters angeklagt hat, sein Vermögen einfrieren lassen. Jaffe zielt vor allem auf Immobilien Brauns in seiner Heimat Österreich und in Frankreich ab, auf die die deutschen Behörden nur eingeschränkt Zugriff haben.
Die 5. Kammer des Landgerichts für Handelssachen erkannte in dem am Donnerstag verkündeten Urteil an, dass Braun seine Pflichten als Wirecard-Chef verletzt hatte, als er wenige Monate vor dem Zusammenbruch einer zweifelhaften Firma in Singapur insgesamt 200 Millionen Euro geliehen hatte, obwohl diese schon vorher mit Zahlungen im Rückstand war. Letztlich flossen nur 60 Millionen davon zurück. Einen weiteren vom Insolvenzverwalter beantragten Arrest über 35 Millionen Euro aus Brauns privater Beteiligungsfirma MB verwarf das Gericht dagegen. Über die MB hielt der Vorstandschef sieben Prozent an Wirecard. Es sei ihm aber nicht zweifelsfrei nachzuweisen, dass er wusste, dass ein privates Darlehen über Umwege von Wirecard getilgt worden sei.
Braun sitzt seit fast zwei Jahren in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für einen der Hauptverantwortlichen für den jahrelangen Bilanzbetrug bei Wirecard. Die Ermittler werfen Braun und zwei weiteren Managern Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue in mehreren Fällen und gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor. Braun weist die Vorwürfe zurück. Er sieht sich als Opfer einer Bande, "die Millionensummen hinter seinem Rücken veruntreut hat". Der Prozess gegen das Trio könnte im Herbst beginnen.