Reuters

Lufthansa macht operativ wieder Gewinn - Frachtgeschäft boomt

15.07.2022
um 16:42 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Lufthansa hat im Frühjahr den Umsatz deutlich gesteigert und operativ wieder Gewinn gemacht.

Der Konzernumsatz habe sich auf rund 8,5 (Vorjahr: 3,2) Milliarden Euro mehr als verdoppelt, teilte der Konzern am Freitag mit. Der bereinigte Gewinn (Ebit) lag den vorläufigen Zahlen zufolge im zweiten Quartal zwischen 350 und 400 Millionen Euro, nach einem Verlust von 827 Millionen Euro vor Jahresfrist. "Der Konzern profitierte dabei vor allem von einer anhaltend starken Entwicklung bei Lufthansa Cargo." Lufthansa Technik erzielte demnach ein ähnliches Ergebnis wie im ersten Quartal. Die Zahlen kamen an der Börse gut an. Die Lufthansa-Aktien bauten ihre Gewinne aus und lagen acht Prozent im Plus.

"Das Ergebnis der Passagier Airlines verbesserte sich vor allem aufgrund eines starken Anstiegs der Durchschnittserlöse und deutlich höherer Ladefaktoren", hieß es in der Mitteilung. Vor allem in den Premiumklassen war die Auslastung sehr hoch, wie die Airline betonte. Trotz eines Gewinns bei der Schweizer Tochter Swiss schrieb das Passagiergeschäft noch rote Zahlen. Dank starker Buchungsnachfrage und des operativen Gewinns erzielte der Konzern im Frühjahr einen deutlichen Barmittelzufluss (Adjusted Free Cash Flow) von rund zwei Milliarden Euro. Die Nettokreditverschuldung dürfte in ähnlichem Umfang zurückgehen. Der Konzern veröffentlicht die endgültigen Zahlen am 4. August.

DEUTLICH MEHR UMSATZ - ABER TAUSENDE FLUGSTREICHUNGEN

Trotz des deutlich gestiegenen Umsatzes spürt die Lufthansa weiter massiven Gegenwind durch die Corona-Pandemie und deren Folgen. Denn der Personalmangel bei Airlines und vor allem bei Bodendienstleistern sorgt für teils chaotische Zustände an deutschen Flughäfen. Um die Abläufe einigermaßen zu stabilisieren, nehmen Fluglinien tausende Flüge aus dem Sommer-Fahrplan. Auch die Lufthansa streicht tausende Verbindungen, vor allem an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht in erster Linie Probleme der Flughäfen und Bodendienste als Ursache. Er entschuldigte sich kürzlich aber dafür, dass die Lufthansa selbst an der ein oder anderen Stelle zu viel gespart habe.

In dieser angespannten Lage drohen der Kranich-Airline, die mit Milliarden Steuergeldern in der Virus-Pandemie gerettet werden musste, zudem Streiks vom Bodenpersonal. Denn die Gewerkschaft Verdi fordert für die hier rund 20.000 Beschäftigten 9,5 Prozent mehr Lohn und wies ein erstes Angebot der Lufthansa als unzureichend zurück. In einem Brandbrief hatten die Lufthansa-Personalvertretungen dem Vorstand schwere Vorwürfe wegen des Sparkurses in der Corona-Krise gemacht.

Lufthansa-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley beschwor angesichts der internen Konflikte bei der Airline den Zusammenhalt. "Entweder wir verlieren gemeinsam oder wir gewinnen zusammen", erklärte Kley in einem im Intranet der Lufthansa veröffentlichten Interview, das jüngst bekannt wurde. Die Lage sei äußerst schwierig und extrem angespannt wie noch nie. Doch wenn es nicht gelinge, zusammen mit Flughäfen und Dienstleistern den Betrieb zu stabilisieren und die unter Ausfällen und Verspätungen leidenden Kunden zufriedenzustellen, "können wir uns Gedöns sparen."

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125