Berlin (Reuters) - Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 schraubt wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten und eines Anteilsverkaufs seine Ziele für das laufende Jahr herunter.
Für das Gesamtjahr sei ohne weitere Ver- oder Zukäufe mit einem Umsatz von rund 4,375 Milliarden Euro (plus/minus 75 Millionen Euro) zu rechnen, teilte der Konzern aus Unterföhring bei München am Donnerstag mit. Bislang hatte er 4,6 Milliarden (plus/minus 100 Millionen Euro) in Aussicht gestellt. Der Werbemarkt sei aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen bis zum Jahresende schwer einzuschätzen, hieß es. Das Unternehmen beobachte die wirtschaftlichen Unsicherheiten genau, sagte ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean. "Insgesamt blicken wir weiter zuversichtlich auf die zweite Jahreshälfte 2022."
Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz um ein Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn verharrte mit 166 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Die Werbeeinnahmen lagen um ein Prozent unter dem Vorjahresniveau und ungefähr auf dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019. Vor allem Reiseunternehmen, Modekonzerne und Baufirmen schalteten mehr Werbung, während sich Autohersteller zurückhielten. In der zweiten Jahreshälfte dürften die Werbeeinnahmen um zwei Prozent zurückgehen, sagte Beaujean. Dabei sei es schwer zu prognostizieren, was im traditionell wichtigen vierten Quartal passiere, in dem in diesem Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft abgehalten wird.
KONZENTRATION AUF DEUTSCHSPRACHIGE PRODUKTIONEN
Ein wichtiger Grund für die gesenkte Prognose ist nach Unternehmensangaben der Verkauf des US-Produktionsgeschäfts der Red Arrow Studios, was allein in der zweiten Jahreshälfte 175 Millionen Euro Umsatz und 15 Millionen Euro Gewinn koste. ProSiebenSat.1 hatte die Studios im Juli an den Hollywood-Veteranen Peter Chernin abgegeben. Beaujean sagte, der Fernsehkonzern konzentriere sich darauf, lokale Inhalte für den deutschsprachigen Markt zu produzieren. Dafür seien Produktionsfirmen nötig, welche die kulturellen Besonderheiten und Vorlieben der Zuschauer verstünden. "Lokale Inhalte heben uns von der Konkurrenz ab." Red Arrow sei nun auf den deutschen Markt abgestimmt, alle Verkäufe seien erfolgreich abgeschlossen.
ProSieben erwartet nun, dass der bereinigte Betriebsgewinn in diesem Jahr bei rund 805 Millionen Euro liegt, mit einer Abweichung nach oben oder unten um 25 Millionen Euro. Bisher hatte der Konzern 840 Millionen (plus/minus 25 Millionen Euro) vorhergesagt. An der Börse gaben die Aktien bis zu 3,6 Prozent nach.
(Bericht von Christina Amann; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)