Reuters

Bundesregierung stellt Vorkasse-Prinzip bei Flügen infrage

22.08.2022
um 13:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung pocht wegen der vielen Flugausfälle im Sommer bei den Airlines auf schnelle und unbürokratische Preiserstattungen und Entschädigungen der Kunden.

"Der Anstieg der Beschwerden bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr könnte darauf hindeuten, dass dies derzeit nicht ganz reibungslos verläuft", sagte ein Sprecher des auch für Verbraucherschutz zuständigen Umweltministeriums am Montag in Berlin. Wenn dies keine gute Entwicklung nehme, müsse die Vorkasse-Praxis auf den Prüfstand. Reisende müssen ihre Flüge im Voraus bezahlen, bei langen Strecken sind das oft viele Monate. Dies sei wie ein zinsloser Kredit der Kunden an Fluggesellschaften.

"Wir beobachten jetzt die Situation", ergänzte der Ministeriumssprecher. Es gebe Tausende Flugausfälle, entscheidend sei nun, wie die Rückzahlungen und Entschädigungen an Kunden funktionierten. "Sollte das nicht zufriedenstellend sein, so werden wir handeln - auch bei der Vorkasse-Regelung."

Das von SPD und CDU regierte Niedersachsen will mit einer Initiative im Bundesrat das Vorkasse-Prinzip abschaffen. "Künftig müsste dann das Ticket erst beim Check-in bezahlt werden. Damit wollen wir den Verbraucherschutz für die Reisenden deutlich verbessern", sagte Landesverkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) dem "Handelsblatt". Die Initiative soll in der nächsten Bundesratssitzung am 16. September auf die Tagesordnung der Länderkammer kommen. Dies sei zu begrüßen, sagte der Sprecher des Bundesumweltministeriums. Das Ministerium sei im Austausch mit den Airlines.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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