Frankfurt (Reuters) - Im Tarifpoker der Lufthansa mit ihren Piloten kann es jederzeit zu Streik kommen - einen Termin dafür gibt es bisher aber nicht.
Die Lufthansa habe am Vormittag ein neues Angebot vorgelegt, das aus Sicht der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) trotz "eines Schritts in die richtige Richtung" aber unzureichend sei, erklärte die VC am Donnerstag nach zweitägigen Beratungen ihrer Gremien. Die Vorbereitungen für Streikmaßnahmen hätten begonnen. "Dennoch ist klar, dass die Vereinigung Cockpit weiter erreichbar ist", ließ die Gewerkschaft der Lufthansa noch eine Chance, mit verbessertem Angebot Streiks und massive Flugausfälle zu verhindern. "Wir stehen für eine Fortsetzung der Gespräche jederzeit zur Verfügung", erklärte auch die Lufthansa. Es gebe Terminvorschläge, um mit der VC eine "flexible Ausgestaltung" des jüngsten Angebots zu besprechen.
Die VC-Mitglieder hatten sich schon Ende Juli mit großer Mehrheit für Streiks ausgesprochen. Die Tarifparteien unternahmen aber zunächst einen weiteren Anlauf zu Verhandlungen, der in der vergangenen Woche scheiterte. Es wurde deshalb mit einem konkreten Streikaufruf in dieser Woche gerechnet. Das würde die Reisepläne Tausender Passagiere durchkreuzen, nachdem Airlines und Flughäfen wegen Personalmangels den Kunden ohnehin schon seit Wochen Ausfälle und lange Wartezeiten zumuten.
VC - POSITIONEN WEIT AUSEINANDER
Die VC fordert für die mehr als 5000 Flugzeuglenker der Kernmarke Lufthansa und der Frachttochter Lufthansa Cargo zum 1. Juli 5,5 Prozent mehr Gehalt und einen automatischen Inflationsausgleich ab 2023. Die Lufthansa ist zu einer Erhöhung der Gehälter um 5,5 Prozent bereit, umstritten war kürzlich aber ein automatischer Inflationsausgleich. Das Unternehmen argumentiert, angesichts der hohen Schulden nach der Corona-Krise müssten die Kosten unter Kontrolle bleiben.
Details zum neuen Angebot sind nicht bekannt. Die Positionen lägen noch zu weit auseinander, erklärte VC-Sprecher Matthias Baier. "Neben dem Ausgleich des Reallohnverlustes brauchen wir jetzt vor allem eine zukunftsfähige Lösung für die Vergütungsstruktur in allen Berufsgruppen." So fordert die VC höhere Einstiegsgehälter und schnellere Anhebungen für Nachwuchspiloten, damit diese ihre Ausbildungskosten besser schultern können.
Der letzte Streik der gewerkschaftlich gut organisierten Piloten bei der Lufthansa liegt fast sechs Jahre zurück. In dem lange schwelenden Tarifkonflikt blies die VC binnen anderthalb Jahren gut ein Dutzend mal zum Ausstand, was die Lufthansa insgesamt rund eine halbe Milliarde Euro kostete.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)