Berlin (Reuters) - Der Münchner Autobauer BMW hält trotz einer drohenden Rezession nach Einschätzung von Finanzchef Nicolas Peter ein leichtes Wachstum im kommenden Jahr für möglich.
"Wir gehen davon aus, dass wir im Vergleich mit 2022 ganz leicht wachsen können", sagte Peter am Montag. Eine Garantie dafür gebe es zwar nicht. Aber die Auftragsbestände und die Produktoffensive stimmten zuversichtlich.
Die Nachfrage sei in den USA weiter sehr gut, sagte Peter. In China erhole sie sich nach den Lockdowns im zweiten Quartal wieder. In Europa sehe es unterschiedlich aus: Während die Bestellungen in Deutschland und Großbritannien schwächer ausfielen, sei der Auftragseingang in Frankreich, Spanien und Italien sehr stabil.
Schon in der zweiten Jahreshälfte dürften die Verkäufe wieder im Vergleich zum Vorjahr etwas anziehen, sagte Peter. Das reiche aber nicht aus, um das Minus des ersten Halbjahres wettzumachen. Wegen der diesjährigen Lockdowns in China und der anhaltenden Chipkrise hatte BMW sein Absatzziel für das laufende Jahr heruntergeschraubt und rechnet nun mit einem kleinen Rückgang. Für das laufende Jahr sei mit rund 2,4 bis 2,45 Millionen verkauften Autos zu rechnen, sagte Peter. Davon dürfte rund jedes Zehnte ein Elektroauto sein. 2023 dürfte die Zahl der verkauften E-Autos auf rund 400.000 steigen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Münchner mit dem Ausbau ihrer Produktpalette vorankommen: Peter verwies darauf, dass im November eine elektrische Version des Bestsellers X1 auf den Markt gebracht werde, von dem sich BMW in den kommenden Jahren viel verspreche.
Zugleich sei der Autobauer aber gut unterwegs, das Ziel einer Gewinnmarge zwischen sieben und neun Prozent im laufenden Jahr zu erreichen; sie dürfte eher zwischen acht und neun Prozent liegen, sagte Peter. Das Geschäft mit Finanzdienstleistungen dürfte weiterhin von hohen Gebrauchtwagenpreisen profitieren. Im Moment sei nicht erkennbar, dass die Preise für gebrauchte Autos zurückgingen, sagte Peter. An der Börse kamen die Aussagen gut an: Die Aktie legte gut zwei Prozent zu.
Wegen der Chipknappheit haben Autobauer weltweit zuletzt weniger Autos produziert als eigentlich geplant. Das hat die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen nach oben getrieben. BMW habe seine Preise für Neuwagen etwas stärker erhöht als in den vergangenen Jahren, sei aber nicht das aggressivste Unternehmen im Markt, sagte Peter. Die Energiekrise habe bislang nicht zu Ausfällen bei Zulieferern geführt. Das Unternehmen sehe sich das Thema aber sehr genau an. Seinen eigenen Gasverbrauch habe BMW um rund 15 Prozent reduziert. BMW setzt Gas unter anderem in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen ein, um Strom und Wärme zu produzieren.
(Bericht von Christina Amann. Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)