Leipzig (Reuters) - Der Münchner Autobauer BMW testet in seinem Werk in Leipzig den Einsatz von Wasserstoff in der Fertigung.
Dazu sei ein flexibler Brenner in der Lackiererei in Betrieb genommen worden, der mit Erdgas und Wasserstoff sowie einer Mischung der beiden Energieträger betrieben werden könne, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der Doppelbrenner werde zunächst im Rahmen eines Pilotprojekts zum Einsatz kommen. Autohersteller benötigen Erdgas unter anderem dafür, Öfen zur Lacktrocknung anzuheizen. Grüner Wasserstoff gilt seit Jahren als Energieträger der Zukunft, ist allerdings derzeit nur in geringen Mengen verfügbar und vergleichsweise teuer.
Grundsätzlich sei denkbar, bei einem Erfolg des Projekts Wasserstoff in größerem Umfang in der Lackiererei einzusetzen, sagte Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic. Er ließ offen, ab welchem Preis sich der Einsatz im Werk wirtschaftlich lohnt.
Im Großraum Leipzig wird derzeit ein Wasserstoff-Netz aufgebaut. Die Chancen seien gut, dass das Werk bis 2024 an eine Wasserstoff-Pipeline angeschlossen werde, sagte BMW-Werkschefin Petra Peterhänsel - was Voraussetzung für einen breiteren Einsatz sei. Derzeit wird der Wasserstoff, der im BMW-Werk verbraucht wird, per Lastwagen aus dem nahe gelegenen Leuna geliefert.
Das mitteldeutsche Wasserstoffnetz besteht derzeit in erster Linie aus einer etwa 150 Kilometer langen Pipeline, die in etwa an der A9 entlangführt und vor allem Chemie- und Kraftstoffunternehmen mit Wasserstoff versorgt. Enthalten ist zumeist grauer Wasserstoff, der aus Erdgas abgespalten wird. Geplant ist eine deutliche Erweiterung des Pipeline-Netzes, zudem sollen Elektrolyseure aufgebaut werden, die aus Wind- und Solarstrom Wasserstoff gewinnen. Allerdings befinden sich viele der Projekte noch im Bereich von Machbarkeitsstudien.
Wasserstoff spielt bei BMW seit längerem eine größere Rolle als bei anderen deutschen Autoherstellern. Die Münchner hatten etwa angekündigt, noch in diesem Jahr eine Kleinserie eines Brennstoffzellen-Autos aufzulegen, das mit Wasserstoff betrieben wird. In der Werkslogistik in Leipzig kommen zudem seit Jahren mit Wasserstoff betriebene Gabelstapler und andere Werksfahrzeuge zum Einsatz. Im Fernverkehr räumen die Münchner neben Brennstoffzellen-Fahrzeugen auch Wasserstoff-Verbrennern eine Chance ein.
Zudem investiert BMW mehr als 800 Millionen Euro in den Ausbau der Elektroauto-Komponentenfertigung in Leipzig. Bis 2024 solle die Fertigung von Batteriemodulen deutlich erweitert werden, teilte der Konzern weiter mit. Geplant seien acht neue Fertigungslinien, auf denen Batteriezellen lackiert oder zu Batteriemodulen und Hochvoltspeichern zusammengefasst werden. Die Hochvoltspeicher sollten in der elektrischen Version des Mini Countryman zum Einsatz kommen, der in Leipzig gebaut werde. Zugleich steige die Zahl der Mitarbeiter in der E-Komponentenfertigung bis 2024 auf 1000 von derzeit 700. BMW hat von 2013 bis zum Sommer 2022 in Leipzig das Elektroauto i3 gebaut, das zu den ersten vollelektrischen Fahrzeugen in Deutschland gehörte.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder, teilte das Unternehmen am Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)