Erlangen (Reuters) - Der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers baut in der Diagnostik-Sparte um und will damit dort in den nächsten drei Jahren 300 Millionen Euro einsparen.
Nach der Einführung des "Atellica"-Laborsystems sollen die alten Systeme schneller aus dem Markt genommen werden als bisher geplant. Durch die Reduzierung der Plattformen werde das Portfolio vereinfacht und die Komplexität reduziert, erklärte Siemens Healthineers am Mittwoch in Erlangen den Schritt. Die alten Laborstraßen-Systeme waren überwiegend durch Zukäufe zu der Siemens-Tochter gekommen. Zu den Einsparungen gehöre auch ein Stellenabbau und die Aufgabe von einzelnen Standorten, hieß es in Unternehmenskreisen.
Für das neue Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) hat Siemens Healthineers dafür Kosten von 100 bis 150 Millionen Euro eingeplant, wie aus einer Präsentation zur Bilanzpressekonferenz hervorgeht. Zugleich senkte Vorstandschef Bernd Montag die Erwartungen für die Labor-Sparte: Bis 2025 soll der Umsatz pro Jahr um drei bis fünf (bisher: vier bis sechs) Prozent wachsen. Die bereinigte Umsatzrendite vor Steuern und Zinsen (Ebit-Marge) werde bis 2025 nur bei acht bis zwölf statt der bisher erhofften rund 15 Prozent liegen. In den vergangenen beiden Jahren hatte die Sparte stark vom Geschäft mit Corona-Schnelltests profitiert, mit denen Siemens Healthineers allein 2021/22 rund 1,5 (Vorjahr 1,1) Milliarden Euro umsetzte. Die Einführung von Atellica habe sich durch die Pandemie aber verzögert, räumte Montag ein.
Trotzdem erreichte Siemens Healthineers im abgelaufenen Jahr die selbstgesteckten, zweimal erhöhten Ziele. Montag wertete das als "Zeichen der Stärke". Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Basis um 5,9 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro, das Unternehmen hatte zuletzt ein Wachstum von 5,5 bis 7,5 Prozent in Aussicht gestellt. Analysten hatten im Schnitt mit 21,5 Milliarden gerechnet. Der Nettogewinn schnellte - auch dank der lukrativen Corona-Tests - um 18 Prozent auf 2,05 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis je Aktie lag mit 2,29 (Vorjahr: 2,03) Euro ebenfalls im Bereich der eigenen Prognosen (2,25 bis 2,35 Euro) und leicht über den Analystenschätzungen. Die Dividende soll um zehn Cent auf 95 Cent steigen.
"Der kontinuierlich gestiegene Auftragseingang stärkt unsere Zuversicht für das Geschäftsjahr 2023", sagte Montag. Er rechnet mit einem in etwa stabilen Umsatz, obwohl die Corona-Tests nur noch rund 100 Millionen Euro bringen dürften. Die Schnelltest-Umsätze herausgerechnet, läge das Umsatzwachstum bei sechs bis acht Prozent. Das Ergebnis je Aktie erwartet Healthineers mit 2,00 bis 2,20 Euro unter dem Vorjahresniveau. Ohne die Gewinne mit den Tests - allein 55 Cent je Aktie - wären das aber 13 bis 24 Prozent mehr als zuletzt.
(Bericht von Alexander Hübner; redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)