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Merck trotzt hohen Kosten - Ergebnis steigt kräftig

10.11.2022
um 13:27 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Bei Merck laufen die Geschäfte mit neuen Arzneimitteln und Produkten für die Arzneimittelherstellung weiter rund.

Für Bremsspuren sorgt aber ein Einbruch der Nachfrage nach Flüssigkristallen für TV- und Handy-Displays. "In einem turbulenten Umfeld haben wir erneut unsere Resilienz bewiesen und Umsatz und Ergebnis im dritten Quartal 2022 organisch stark gesteigert", zog Vorstandschefin Belen Garijo am Donnerstag Bilanz. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) legte trotz anziehender Kosten um fast 17 Prozent zu auf 1,8 Milliarden Euro und übertraf damit leicht die Analystenerwartungen. Der Umsatz stieg ebenfalls um knapp 17 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro.

Dabei kamen dem Darmstädter Konzern positive Wechselkurseffekte deutlich zugute: Das organische Umsatzplus betrug von Juli bis September gut sieben Prozent. Aber auch Merck bekommt anhaltende Kostensteigerungen bei Rohstoffen, Energie und Logistik zu spüren, die insbesondere das Ergebnis in der Elektroniksparte belasten. Für diese senkte Garijo die Prognose deutlich und erwartet nun bereinigt um Währungseffekte einen Ergebnisrückgang von bis zu zehn Prozent statt eines Anstiegs von bis zu drei Prozent.

Geschuldet ist dies einer schwächeren Nachfrage von Kunden nach Flüssigkristallen für Flachbildschirme. Diese halten sich inflationsbedingt und nach der hohen Nachfrage zu Beginn der Corona-Pandemie inzwischen mit Käufen zurück. Im Bereich Display Solutions, der knapp ein Fünftel zum Umsatz im Elektronikgeschäft beisteuert, brach das organische Wachstum im Sommerquartal um fast ein Drittel ein. Merck ist Weltmarktführer bei Flüssigkristallen, leidet aber seit Jahren unter dem zunehmenden Wettbewerb aus Asien und konzentriert sich deshalb schon länger auf Materialien und Technologien für die Halbleiterindustrie. Dieses Geschäft brummt.

Für den Life-Science-Bereich, der Produkte für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung anbietet und im vergangenen Jahr von einer Rekord-Nachfrage in der Corona-Pandemie profitierte, erhöhte Garijo die Ziele und rechnet nun mit einem Ergebnisplus von acht bis elf statt von sieben bis zehn Prozent. Die pandemiebedingte Nachfrage geht dagegen wie erwartet zurück, Garijo prognostiziert unverändert für dieses Jahr einen Beitrag aus Covid-bedingten Umsätzen von bis zu 700 Millionen Euro.

Insgesamt erwartet Merck nun für 2022 einen Umsatz von 22 bis 22,9 Milliarden Euro und einen bereinigten Betriebsgewinn von 6,8 bis 7,2 Milliarden Euro. Bislang waren ein Umsatz von 21,9 bis 23 Milliarden und ein Ergebnis von 6,75 bis 7,25 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. "Wir erwarten ein weiterhin herausforderndes Umfeld für das restliche Jahr 2022 und bis in das Jahr 2023 hinein", sagte Garijo.

Anleger blieben auf der Hut: Merck-Aktien gehörten trotz der Zuwächse im Quartal mit einem Minus von mehr als zwei Prozent auf 167 Euro zu den größten Verlierern im Leitindex Dax.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Merck KGaA

WKN 659990 ISIN DE0006599905