Wien (Reuters) - Österreichs Finanzminister Magnus Brunner kann einem möglichen Angebot des US-Investors Carlyle für das Öl- und Gasgeschäft der teilstaatlichen OMV auf den ersten Blick nicht viel abgewinnen.
"Ich kenne das Angebot nicht. Ich kann mir aber nur schwer vorstellen, dass ein Finanzinvestor uns dabei helfen wird, die Versorgungssicherheit in Österreich abzusichern", sagte der konservative Politiker in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung "Oberösterreichische Nachrichten". Die Versorgung des Landes abzusichern, stehe aktuell im Vordergrund. "Ein weiteres Ziel ist der Werterhalt von Eigentum des Steuerzahlers", so Brunner.
Die Staatsholding ÖBAG hält 31,5 Prozent an dem Öl,- Gas- und Chemiekonzern OMV und untersucht im Auftrag des Finanzministeriums, wie die Gasversorgung unabhängig von Russland gesichert werden kann. Die OMV hat keinen gesetzlichen Versorgungsauftrag.
Der US-Finanzinvestor Carlyle prüft einem Agenturbericht zufolge ein milliardenschweres Angebot für das sogenannte Upstream-Geschäft der OMV, also die Suche und Förderung von Öl- und Gas. Die Gespräche seien noch im Gange und es sei nicht sicher, dass sie zu einer Transaktion führen würden, hieß es in dem Bericht. Nicht umfasst wären dabei die Aktivitäten in Österreich, Russland sowie die Beteiligung an der rumänischen Petrom. Die OMV wollte sich nicht dazu äußern. Zuvor hatte auch ein Konsortium rund um den norwegischen Öl- und Gasmanager Sverre Skogen Interesse an Teilen der OMV signalisiert. Der Konzern bestätigte damals, diesbezüglich einen Brief erhalten zu haben. Das Konsortium, dem auch der Rohstoffhändler Trafigura sowie der Private Equity Fonds Bluewater angehören, will im Gegenzug für das derzeit hoch rentable Upstream-Geschäft die Versorgungssicherheit Österreichs mit Erdgas garantieren. Unklar ist allerdings, wie das Gas nach Österreich transportiert werden könnte. Unter den Interessenten war auch die norwegische Aker, die sich eigenen Angaben zufolge bereits wieder aus dem Konsortium zurückgezogen hat.
Offiziell hat die OMV keine Pläne geäußert, sich vom Öl- und Gasgeschäft zu trennen. Allerdings wird das Portfolio derzeit im Zuge der Strategieumsetzung analysiert, hieß es früheren Angaben zufolge. Die OMV plant einen schrittweisen Rückzug aus fossilen Rohstoffen bis 2050. Bis 2030 soll die Öl- und Gasproduktion um rund ein Fünftel reduziert werden.
Die Frage, ob es sich bei der Reise nach Abu Dhabi gemeinsam mit Vertretern der Staatsholding ÖBAG um eine Einkaufstour für Flüssigerdgas (LNG) gehandelt hat, verneinte der Finanzminister. "Nein, definitiv nicht. Wir haben uns mit den Co-Eigentümern in Abu Dhabi getroffen, um strategische Fragen rund um die OMV und künftige Kooperationen zu besprechen", sagte Brunner. Mubadala, der Staatsfonds von Abu Dhabi, hält einen Anteil von 24,9 Prozent.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)