Reuters

Nagel - Zinsen müssen nach dem März womöglich weiter erhöht werden

25.01.2023
um 15:17 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die EZB muss aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel die Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation womöglich auch nach dem März weiter erhöhen.

Für Februar und März habe die EZB bereits angekündigt, dass sie die Zinsen nochmals kräftig anheben werde, sagte Nagel dem "Spiegel" in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. "Danach werden wir uns anschauen, wo die Inflationsrate im Frühjahr steht und wie die Prognose unserer Fachleute dann aussieht", führte Nagel aus, der auch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sitzt. "Ich wäre nicht überrascht, wenn wir auch nach den beiden angekündigten Schritten die Leitzinsen weiter erhöhen müssen." Ein konkretes Zinsniveau nannte er nicht.

Die EZB hat seit Juli 2022 im Kampf gegen den massiven Preisschub schon viermal die Schlüsselzinsen nach oben gesetzt. Zuletzt hob sie im Dezember die Sätze um 0,50 Prozentpunkte an. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte nach dem Zinsbeschluss damals mehrere weitere Zinserhöhungen im Volumen von jeweils einem halben Prozentpunkt in Aussicht. Die nächste EZB-Zinssitzung ist am 2. Februar, das darauffolgende Zinstreffen der Währungshüter ist für den 16. März geplant.

"Wir liegen beim derzeit wichtigsten Leitzins gegenwärtig erst bei zwei Prozent", sagte Nagel weiter. Und die Inflation sei ebenso wie die Kerninflation immer noch sehr hoch. Die Teuerungsrate lag im Euro-Raum im Dezember immer noch bei 9,2 Prozent. Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energie-, Lebensmittel-, Alkohol- und Tabak-Preise herausgerechnet sind, lag bei 5,2 Prozent. Die EZB strebt eine Teuerungsrate von lediglich zwei Prozent für die Wirtschaft im Euro-Raum an. Davon ist sie jedoch weit entfernt. Gemessen an den Dezember-Zahlen ist die Rate derzeit mehr als viermal so hoch.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)