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Bundesbank zu Tarifabschlüssen - Spürbare Zweitrundeneffekte auf Inflation absehbar

20.02.2023
um 12:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Die hohen Tarifabschlüsse befeuern der Bundesbank zufolge die Inflation in Deutschland.

"Spürbare Zweitrundeneffekte auf die Preise sind absehbar", heißt es in dem Montag veröffentlichten Monatsbericht. "Sie tragen dazu bei, dass die Inflationsrate über einen längeren Zeitraum deutlich über dem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent für den Euroraum bleiben wird." Viele Ökonomen befürchten, dass die Unternehmen wegen höherer Personalkosten ihre Verkaufspreise weiter anheben könnten. Solche sogenannten Zweitrundeneffekte wiederum dürften die Inflation anheizen. "In den jüngsten Tarifabschlüssen sind die Auswirkungen der hohen Preissteigerungsraten bereits klar erkennbar", warnt die Bundesbank.

Die Tarifverdienste seien im vergangenen Herbst zwar weiterhin moderat gestiegen. "Die jüngsten Tarifabschlüsse fielen allerdings erneut deutlich höher aus als in den vorangegangenen Jahren", so die Bundesbank. Auffällig sei zudem, dass in einigen Branchen zusätzlich steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämien vereinbart worden seien. In einzelnen Branchen seien dazu laufende Tarifverträge außerplanmäßig nachverhandelt worden. "Auch die Lohnforderungen fallen im historischen Vergleich derzeit ungewöhnlich hoch aus", heißt es im Monatsbericht. In diesem Jahr würden zudem die alten, moderaten Tarifabschlüsse aus der Zeit vor der hohen Inflation auslaufen.

"In den kommenden Monaten wird sich die Inflationsrate voraussichtlich weiter verringern", erwartet die Bundesbank. So falle im März der kräftige Anstieg der Energiepreise im Vorjahr aus der Berechnung der Rate. "Der zugrunde liegende Preisauftrieb dürfte aber in den nächsten Monaten von einem außerordentlich hohen Niveau aus nur zögerlich zurückgehen", heißt es zugleich. Im Januar lag die Teuerungsrate bei 8,7 Prozent.

Die Reallöhne in Deutschland sind im vergangenen Jahr wegen der höchsten Inflation seit Bestehen der Bundesrepublik in Rekordtempo gefallen. Sie sanken um durchschnittlich 4,1 Prozent, nachdem es bereits in den beiden vorangegangenen Corona-Krisenjahren jeweils ein Minus von 0,1 und 1,1 Prozent gegeben hatte. Gewerkschaften fordern daher einen Ausgleich. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi etwa verlangt für die Beschäftigten der Deutschen Post 15 Prozent mehr Gehalt. In drei Wochen soll Klarheit herrschen, ob es zu einem Arbeitskampf kommt.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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