Wien (Reuters) - Österreichs EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann ist im Kampf gegen die Inflation von seiner jüngsten Forderung nach drei weiteren Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte etwas abgerückt.
"Ich würde sie nicht ausschließen, aber auch nicht sagen, dass sie notwendigerweise kommen", sagte der Notenbanker am Montagabend in einem ORF-Interview. Holzmann hatte Anfang März gegenüber der deutschen Tageszeitung "Handelsblatt" erklärt, die Europäische Zentralbank (EZB) solle die Zinsen in jeder ihrer nächsten vier Sitzungen um jeweils 50 Basispunkte anheben.
"Nun, was sich in der Zwischenzeit ergeben hat, ist, dass durch diese Krisen und Hilfsmaßnahmen, die Liquidität im Finanzsystem gesunken ist", sagte Holzmann auf die Frage im ORF-Fernsehen, ob er angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor an dieser Forderung festhalte. Der EZB gehe es um die Inflationsbekämpfung, wenn sich aber durch die Verknappung der Liquidität auf den Finanzmärkten bereits eine deflationäre Entwicklung oder ein Rückgang der Inflation abzeichne, müsse man die Zinsen nicht noch weiter anheben, sagte Holzmann. "Oder man kann die Zinserhöhung langsamer gestalten", fügte er an.
Die EZB hatte am Freitag im Kampf gegen die Inflation trotz der jüngsten Turbulenzen ihren Leitzins erneut um 0,5 Punkte angehoben - auf nunmehr 3,5 Prozent. Zuvor hatte der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA weltweit Schockwellen an den Börsen und Sorgen um die Stabilität des Bankensektors ausgelöst. In Europa sorgte zudem zuletzt die milliardenschwere Rettung der Schweizer Großbank Credit Suisse durch den größeren Rivalen UBS für Kritik und Skepsis. Mit der drei Milliarden Franken schweren Not-Übernahme sollte eine neue Finanzkrise im Keim erstickt werden. Allerdings kam etwa die Frage auf, ob dadurch nicht eine Bank entsteht, die zu groß ist für ein Land wie die Schweiz. Ob dies nicht gefährlich sei, dass die Bilanzsumme der neuen UBS doppelt so groß wie die gesamte Wirtschaftsleistung der Schweiz, sagte Holzmann: "Es könnte gefährlich werden, aber es muss nicht gefährlich werden".
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)