Frankfurt (Reuters) - Aktivisten der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" sind am Mittwoch auf einen Vorbau der Deutschen-Bank-Zentrale in Frankfurt geklettert.
Einen Tag vor der Hauptversammlung der Deutsche-Bank-Tochter DWS demonstrierten sie nach eigenen Angaben für eine klimaschutzfreundlichere Ausrichtung der Fondsgesellschaft. Vom Dach des Sockelbaus neben dem Haupteingang entrollten sie um kurz vor 6 Uhr ein rund 100 Quadratmeter großes Banner mit der Aufschrift: "DWS verpflichten, Klima schützen!"
Anlass ist die am Donnerstag bevorstehende Hauptversammlung der DWS, bei der auch die Greenwashing-Vorwürfe gegen die Deutsche-Bank-Tochter erneut zur Sprache kommen werden. Dabei geht es um angeblichen Etikettenschwindel bei der Vermarktung von nachhaltigen Anlageprodukten. Seit August 2021 ermitteln mehrere Behörden in Deutschland und in den USA wegen des Verdachts des Kapitalmarktbetrugs. Die frühere Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler wirft der DWS vor, einen höheren Nachhaltigkeitsgrad bei ESG-Fonds auszuweisen, als diese tatsächlich hätten. Die DWS weist das zurück.
Die Deutsche Bank hält rund 80 Prozent an ihrer Fondstochter. Sie erklärte, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz strategische Prioritäten für sie seien. "Das gilt für alle Geschäftsbereiche und damit auch für unsere Mehrheitsbeteiligung an der DWS." Daher unterstütze sie die DWS "in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und dabei, ihre Richtlinien und Standards ständig weiterzuentwickeln".
Vergangenes Jahr war der frühere DWS-Chef Asoka Wöhrmann nach Durchsuchungen wegen der Greenwashing-Vorwürfe zurückgetreten. An der Vergütung von insgesamt 13,8 Millionen Euro für den Ex-Chef entzündet sich Kritik der Aktionäre. Auch die hohe Vergütung für den neuen Chef Stefan Hoops stößt den Anteilseignern sauer auf. Hoops will den Aktionären laut dem vorab veröffentlichten Redetext auf der Hauptversammlung erklären, dass die DWS seit Beginn der Untersuchungen aktiv und transparent mit den Behörden zusammenarbeite. "Mit Blick auf unsere internen Überprüfungen können wir erneut betonen: Wir stehen weiterhin zu unseren Finanzveröffentlichungen und den Prospekten unserer Fonds."
Die DWS erklärte, sie stimme mit Greenpeace überein, dass der Klimawandel entschiedenes Handeln bedinge. "Wir stimmen allerdings nicht mit Greenpeace überein, was den Weg dorthin betrifft." Während Greenpeace den sofortigen Ausstieg aus bestimmten Unternehmen fordere, habe die DWS als Treuhänderin der Gelder ihrer Kunden die möglichen langfristigen und ganzheitlichen Auswirkungen eines umgehenden Ausstiegs auf Wirtschaft und Gesellschaft im Blick. Die Fondsgesellschaft habe kürzlich eine Richtlinie zum Umgang mit Kohle-Unternehmen verabschiedet und prüfe beständig die Notwendigkeit für die Einführung weiterer Richtlinien, einschließlich einer Öl- und Gasrichtlinie.
(Von Tom Sims, Hans Seidenstücker, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)