- von Hakan Ersen
Frankfurt (Reuters) - Mit einem milliardenschweren Nachschlag bei den Subventionen beendet der Bund die Hängepartie um die geplante Chipfabrik von Intel in Magdeburg.
Bundeskanzler Olaf Scholz und Intel-Chef Pat Gelsinger brachten den Deal am Montag unter Dach und Fach. Mit der Angelegenheit vertrauten Personen zufolge schießt der Bund dabei zehn statt der ursprünglich in Aussicht gestellten 6,8 Milliarden Euro zu. Aber auch der US-Konzern greife tiefer in die Tasche. Die Gesamtkosten für das Projekt seien mit mehr als 30 Milliarden Euro fast doppelt so hoch wie anfänglich kalkuliert. Dies sei die höchste Direktinvestition eines ausländischen Unternehmens in der Geschichte der Bundesrepublik.
Die Höhe der Subventionen war einer der Knackpunkte bei den Verhandlungen. "Wir bitten nicht um Almosen, wir wollen Wettbewerbsfähigkeit", hatte Gelsinger am Freitag gesagt. "Arbeitskosten sind erheblich gestiegen, Materialkosten sind erheblich gestiegen. Die Kostenlücke war plötzlich größer als wir ursprünglich angenommen hatten."
IFO - HÖHE DER SUBVENTION IST "FRAGWÜRDIG"
Kritik an den Fördermilliarden kam von Clemens Fuest, dem Chef des Münchener Ifo-Instituts. Er bezeichnete die Subventionen in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters als "fragwürdig". Es gebe Alternativen zu heimischer Produktion wie etwa Diversifizierung der Lieferanten, Lagerhaltung und Recycling. "Darüber hinaus ist nicht klar, was eigentlich genau in Magdeburg produziert wird, ob es die Chips sind, die Deutschland oder Europa brauchen, und an wen diese Chips im Krisenfall geliefert werden", kritisierte Fuest.
Intel ist nicht das einzige Technologie-Unternehmen, das der Bund mit Fördermitteln ins Land lockt. So baut der US-Konzern Wolfspeed für umgerechnet 2,75 Milliarden Euro ein Werk im Saarland. Im schleswig-holsteinischen Heide soll eine neue Batteriefabrik des schwedischen Anbieters Northvolt entstehen.
Aber auch Intel nimmt derzeit viel Geld in die Hand: In den vergangenen Tagen kündigte der US-Konzern den 25 Milliarden Dollar schweren Bau eines Werks in Israel an. "Das ist die größte Investition, die jemals ein internationales Unternehmen in Israel getätigt hat", sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Rund 4,6 Milliarden Dollar will Intel außerdem in Polen investieren. In Breslau soll ein Werk zum Test und zur Montage von Prozessoren entstehen. Das Volumen dieses Projekts sei ebenfalls ein Rekord der Landesgeschichte, sagte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki.
(Bericht von Hakan Ersen, unter Mitarbeit von Friederike Heine, Rene Wagner, Christoph Steitz, Andreas Rinke und Supantha Mukherjee, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)