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ProSiebenSat.1 stellt sich Aktionärs-Kritik - "Serie aus Komik und Horror"

30.06.2023
um 11:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 muss sich auf der Hauptversammlung massiver Kritik seiner Eigentümer stellen.

Investoren und Vertreter der Kleinaktionäre kündigten scharfe Worte an. "ProSiebenSat.1 macht den Eindruck einer schlecht produzierten Reality Show - eine nicht enden wollende Serie aus Komik und Horror", sagte Andreas Thomae von der Fondsgesellschaft Deka Investment laut Redetext am Freitag auf der virtuellen Aktionärsversammlung. "Wir Aktionäre sind gezwungen, uns alles in voller Länge anzuschauen und am Ende müssen wir auch noch die Zeche bezahlen." Ferner gehe es zu wie im Taubenschlag, monierte Thomae: "Fünf Vorstandschefs und vier Finanzchefs in fünf Jahren." Zudem sei die "Aktienkurs-Performance von ProSiebensat.1 in den vergangenen eineinhalb Jahren miserabel".

Der Fernsehkonzern hatte angekündigt, 2023 nur rund elf Millionen Euro auszuschütten, nach 181 Millionen im Jahr davor. Auch künftig soll die Dividende deutlich geringer ausfallen. ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets räumte ein, dies sei für die Aktionäre "keine erfreuliche Nachricht". Der Schritt sei aber wichtig, um die Verschuldung im Griff zu halten und mehr Spielraum für Investitionen zu haben. Habets bekräftigte die Prognosen für das laufende Jahr, stellte den Anteilseignern wegen der Werbeflaute aber ein schwieriges Geschäft in Aussicht.

"2023 ist ein weiteres hartes Jahr", sagte der seit November amtierende Niederländer. Deshalb müsse man "harte Entscheidungen" treffen - etwa die Dividende kürzen, sparen und Stellen streichen. "Erste Effekte aus unserem Kostenprogramm werden im vierten Quartal dieses Jahres sichtbar und sich voraussichtlich auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag belaufen", sagte der ehemalige RTL-Chef. Die volle Wirkung werde dann 2024 erreicht.

Der Konzern um ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 streicht wohl mindestens mehrere hundert seiner rund 7300 Jobs. Der Stellenabbau werde "signifikant umfangreicher als die früheren Umstrukturierungen", hatte Habets jüngst gesagt. Zuletzt waren 2019 etwa 120 Vollzeitstellen weggefallen.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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