Frankfurt (Reuters) - In der Petrochemiebranche könnte es zu einem milliardenschweren Zusammenschluss kommen.
Die österreichische OMV kündigte am Freitag Verhandlungen mit dem staatlichen Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi über eine mögliche Zusammenlegung ihrer Petrochemie-Sparten an. Der OMV-Vorstand habe Verhandlungen mit Adnoc über eine mögliche Kooperation ihres Polyolefingeschäfts beschlossen, teilte der Öl-, Gas- und Chemiekonzern am Freitag mit. Eine solche Zusammenarbeit könnte eine Zusammenlegung der Petrochemie-Töchter Borealis und Borouge[BOROUGE.AD] als gleichberechtigte Partner unter einer gemeinsam kontrollierten, börsennotierten Plattform umfassen. Ein Deal hänge aber noch von einer Einigung mit Adnoc etwa auf die Bewertung der beteiligten Unternehmen ab, ebenso von der Zustimmung beider Konzerne und der Behörden.
Anfang Juli war bereits bekanntgeworden, dass die beiden Konzerne eine engere Zusammenarbeit bis hin zu einer möglichen milliardenschweren Fusion ihrer beiden Petrochemieunternehmen ausloten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte gemeldet, dass die beiden Parteien über eine mögliche Bewertung von Borealis in Höhe von etwa zehn Milliarden Dollar sprechen. Einschließlich der Borouge-Beteiligung könnte die Gesamtbewertung des kombinierten Unternehmens 30 Milliarden Dollar übersteigen.
Die Kunststoffgruppe Borealis mit Sitz in Wien gehört zu 75 Prozent der teilstaatlichen OMV, der Rest wird von der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) gehalten. Die OMV hatte erst vor wenigen Jahren für gut vier Milliarden Euro weitere 36 Prozent an Borealis übernommen und sich damit die Mehrheit gesichert. Die in Abu Dhabi gelistete Borouge ist wiederum ein Joint Venture zwischen Adnoc und Borealis. Abu Dhabi ist außerdem mit 24,9 Prozent der zweitgrößte OMV-Aktionär nach dem österreichischen Staat.
Borealis gilt als einer der weltweit führenden Hersteller von Polyolefinen und ist für die OMV das Kernelement in der Umsetzung ihrer Strategie bis 2030. Die Österreicher wollen bis 2050 klimaneutral sein und bis dahin das traditionelle Öl- und Gasgeschäft zurückfahren. Wachstumstreiber soll dabei die Chemiesparte sein. Adnoc hingegen will seine internationalen Chemie- und Kunststoffbeteiligungen bündeln und einen Kunststoff-Giganten formen. Erst im Frühjahr hatten sich Adnoc und der Staatsfonds aus Abu Dhabi, Mubadala, darauf geeinigt, dass Adnoc den 25-Prozent-Anteil an Borealis übernimmt. Im vergangenen Monat war der Konzern zudem Insidern zufolge mit einem Übernahmeangebot an das Kunststoffunternehmen Covestro herangetreten, damit aber abgeblitzt.
(Bericht von Patricia Weiß. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)