München (Reuters) - Die mit Vorwürfen des Etikettenschwindels bei nachhaltigen Kapitalanlagen konfrontierte Fondsgesellschaft DWS hofft auf einen baldigen Abschluss eines US-Verfahrens und bereitet sich auf ein mögliches Bußgeld vor.
Die Deutsche-Bank-Tochter erklärte am Mittwoch in ihrem Halbjahresbericht, sie befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit der US-Börsenaufsicht SEC, um deren Untersuchung im Zusammenhang mit sogenannten Greenwashing-Vorwürfen abzuschließen. Die DWS stockte ihre Rückstellungen für Regulierungsrisiken um 21 Millionen Euro auf, wovon allerdings nicht alles für SEC-Angelegenheiten vorgesehen sei.
Seit 2021 gehen Ermittler auf beiden Seiten des Atlantiks Vorwürfen nach, dass die Deutsche-Bank-Tochter grüne Fonds nachhaltiger dargestellt habe, als sie tatsächlich waren. Die DWS hatte Bußgelder als Folge der Untersuchungen nicht ausgeschlossen. Reuters hatte am Dienstag berichtet, dass auf die DWS bis Ende September ein Bußgeld der SEC zur Beendigung dieser Untersuchungen zukommen könnte. Eine solche Übereinkunft wäre ein wichtiger Schritt für die Fondsgesellschaft, das Thema beizulegen, hatten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt.
Die DWS hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. "Der Konzern stellt den untersuchenden Behörden weiterhin Informationen zur Verfügung und kooperiert auch sonst vollumfänglich mit diesen", bekräftigte die DWS nun. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Ergebnisse der Untersuchungen nachteilig sein und finanzielle Sanktionen für den Konzern beinhalten könnten." Im ersten Halbjahr wurden die Rückstellungen insgesamt um netto 20 Millionen Euro auf nun 56 Millionen Euro erhöht. Darin enthalten ist neben der Auflösung bestimmter Rückstellungen auch eine Aufstockung des Betrags für sogenannte sonstige Risiken um 21 Millionen Euro. Damit würden verschiedene Regulierungsthemen abgedeckt, erklärte ein Sprecher.
Im zweiten Quartal sank das Konzernergebnis binnen Jahresfrist um sieben Prozent auf 145 Millionen Euro. Der bereinigte Vorsteuergewinn ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 260 Millionen Euro zurück. Die bereinigten Erträge verharrten bei 668 Millionen Euro. Das verwaltete Vermögen legte binnen zwölf Monaten um drei Prozent und innerhalb der drei Monate bis Ende Juni um zwei Prozent auf 859 Milliarden Euro zu. Die DWS führe das auf Marktentwicklungen wie auch Nettomittelzuflüsse zurück. Die DWS erwartet nun, dass das verwaltete Vermögen am Ende des Jahres und die bereinigten Kosten für 2023 gegenüber dem Vorjahr nur leicht ansteigen. Im übrigen bleibe der Ausblick unverändert.
Die Suche nach einem neuen Finanzvorstand dauert an, wie die DWS mitteilte. Amtsinhaberin Claire Peel hatte einen Abschied im Verlauf des dritten Quartals angekündigt. Sowohl interne als auch externe Nachfolgekandidaten würden in Betracht gezogen, erklärte das Unternehmen.
(Bericht von Jörn Poltz, Mitarbeit von Tom Sims, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)