Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa treibt den schon länger gehegten Plan einer neuen Fluggesellschaft für Zubringerflüge namens "City Airlines" voran.
Das Grundgerüst der im vergangenen Jahr gegründeten Airline stehe mit der Betriebsgenehmigung seit Juni, erklärte Geschäftsführer Marco Zenger in einer internen Information an die Mitarbeitenden, die Reuters am Dienstag vorlag. "Wir sind weiterhin 'on track' und unterwegs in Richtung des operativen Starts von City Airlines." Für Ende dieses Jahres sei die Rekrutierung von Personal geplant. Mit den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, UFO und Verdi werden demnach Gespräche über Tarifverträge schon geführt oder angestrebt.
Ein Sprecher der Lufthansa wollte sich zu dem Zeitplan nicht äußern. Als erstes hatte das Fachportal "Aerotelegraph" darüber berichtet. Auf dessen Website hieß es weiter, seit Ende Juli sei in München das für die Betriebserlaubnis notwendige erste Flugzeug, ein Airbus A319, stationiert.
Im Internet existiert die Airline mit einem eigenen Auftritt und der Ankündigung, Personal zu suchen, schon länger. Dort heißt es, von der Heimatbasis München sollten Flüge zu europäischen Metropolen und entlegenen Regionen angeboten werden. Der Lufthansa geht es vor allem darum, die Kosten für Zubringerflüge zu den Drehkreuzen München und Frankfurt für Langstreckenflüge zu senken, verglichen mit denen für Flüge durch die Haupt-Airline Lufthansa mit deren höheren Gehältern. "Unser Ziel sind nachhaltige und konkurrenzfähige Strukturen für die Zubringerverkehre in München und Frankfurt", erklärte Jens Fehlinger in dem internen Info. Der Manager gehört der Geschäftsführung von City Airlines und der schon bestehenden Lufthansa-Zubringerairline Cityline an.
Die Zukunft der Cityline ist aber ungewiss, da eine Vereinbarung mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit über die bei Cityline einsetzbaren Flugzeuge während der Corona-Krise von der Lufthansa gekündigt wurde. Eine Nachfolgeregelung für den bis 2027 laufenden Pakt ist trotz Gesprächsbereitschaft des Arbeitgebers nicht in Sicht. Sollte sie ausbleiben, dürfte Cityline ab 2027 nur kleine Maschinen mit maximal 95 Passagieren einsetzen - gebraucht werden aber neue, größere Flugzeuge. City Airlines könnte daher eine Auffanglösung werden. Die Lufthansa wolle mit den Tarifpartnern freiwillige Wechselbedingungen für das Personal von Cityline zu City Airlines ausmachen, geht aus dem Mitarbeiterinfo weiter hervor.
Die Gewerkschaften halten der Lufthansa vor, mit der Gründung neuer Flugbetriebe in erster Linie das Ziel schlechterer Konditionen für die Beschäftigten zu verfolgen. Hohe Personalkosten sind wiederum ein Kritikpunkt an der Lufthansa von Investoren am Finanzmarkt.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)