Zürich (Reuters) - Der Arznei-Auftragsfertiger Lonza kommt nicht zur Ruhe.
Nach einer Gewinnwarnung im Juli gibt Konzernchef Pierre-Alain Ruffieux überraschend sein Amt auf. Der Rücktritt erfolge zu Ende September "im gegenseitigen Einvernehmen", teilte das Schweizer Unternehmen am Montag mit. Verwaltungsratspräsident Albert Baehny übernehme zusätzlich die Aufgabe als interimistischer CEO bis ein dauerhafter Nachfolger ernannt werde. Die Suche nach einem neuen Konzernchef werde bald beginnen. Die Lonza-Aktie sackte im frühen Handel um 9,5 Prozent ab.
Bei Lonza kommt es damit innerhalb von vier Jahren zum vierten Chefwechsel. Ruffieux hatte seinen Posten im November 2020 von Baehny übernommen, der die Aufgabe bereits damals interimistisch bekleidete. Der Ernennung des früheren Roche-Produktionschefs hatte damals die mehr als ein Jahr andauernden Turbulenzen an der Spitze des Unternehmens beendet, nachdem die beiden vorherigen CEOs, Richard Ridinger und Marc Funk, 2019 innerhalb von acht Monaten zurückgetreten waren.
Lonza entwickelte sich zuletzt enttäuschend. Vor zwei Monaten kappte der Basler Konzern die Jahresprognose und peilt jetzt währungsbereinigt noch ein Umsatzwachstum um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentbetrag an. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz auch dank hoher Covid-bedingter Verkäufe um 15,1 Prozent auf 6,22 Milliarden Franken.
"Die letzten Monate waren zweifellos fordernd, aber unser Unternehmen ist weltweit branchenführend und hat viele Möglichkeiten für weiteres Wachstum in allen Geschäftsbereichen", betonte Baehny. In den kommenden Monaten werde er dafür sorgen, dass Lonza optimal positioniert sei, um diese Möglichkeiten zu nutzen. Die mittelfristige Strategie und der Ausblick würden auf einem Investorentag am 17. Oktober dargelegt.
Die vielen Managementwechsel seit 2019 seien bei einem so hochwertigen Unternehmen wie Lonza verwunderlich, erklärte ZKB-Analyst Daniel Buchta. "Zudem offenbart es, dass unter der Oberfläche einiges nicht optimal gelaufen ist." Lonza dürfte den Kapitalmarkttag im Oktober als Neuanfang nutzen wollen. Ab 2024 und vor allem für die Jahre 2025 bis 2027 erwartet der Analyst wieder deutlich bessere operative Trends.
(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)