München (Reuters) - Für die Aktionäre von A1 Telekom Austria hat sich die Abspaltung der Funkturm-Sparte vorerst nicht gelohnt.
Die Aktie des Funkturmbetreibers EuroTeleSites wurde am Freitag an der Wiener Börse verhaltener aufgenommen als der Telekom-Konzern erwartet hatte. Der erste Kurs für EuroTeleSites wurde mit 4,31 Euro festgestellt, 13 Prozent unter dem am Vorabend festgelegten Referenzpreis von 4,95 Euro. Zwar erholte sich das Papier etwas auf 4,45 Euro, wodurch EuroTeleSites mit rund 740 Millionen Euro bewertet wird. Die Aktien der ehemaligen Muttergesellschaft A1 Telekom Austria lag aber mit 6,48 Euro nur knapp über dem um den Abspaltungseffekt bereinigten Donnerstags-Schlusskurs.
Für ihre Aktionäre, die für je vier Telekom-Austria-Aktien eine EuroTeleSites-Aktie zusätzlich ins Depot gebucht bekamen, ist die Abspaltung damit bestenfalls ein Nullsummenspiel. Am Donnerstag hatten Telekom Austria bei 7,67 Euro geschlossen. Das Unternehmen gehört zu knapp 57 Prozent der mexikanischen America Movil des Milliardärs Carlos Slim und zu 28,4 Prozent der staatlichen Beteiligungsfirma ÖBAG. Die Aktionärsstruktur von EuroTeleSites deckt sich damit zum Börsenstart.
Mit der Abspaltung wird Telekom Austria eine Milliarde Euro Schulden los, die auf EuroTeleSites übertragen werden. Der österreichische Marktführer zählt die Funktürme - anders als etwa den Glasfaser-Ausbau - nicht mehr zum Kerngeschäft. Die Österreicher sind nicht das erste Telekom-Unternehmen in Europa, das das so sieht. Die Mobilfunkmasten gelten als Infrastruktur, die nicht an einen Handy-Anbieter gebunden sein soll. Wachstum versprechen sie sich davon, dass die Masten künftig auch an Konkurrenten vermietet werden können.
Mit einem Umsatz von 232 Millionen Euro und einem operativen Gewinn von 127 Millionen Euro war EuroTeleSites schon 2022 hoch profitabel. Das Unternehmen mit 170 Mitarbeitern betreibt 13.200 Mobilfunkmasten in Österreich, Kroatien, Serbien, Slowenien, Bulgarien und Nordmazedonien. Für die nächsten Jahre rechnet es mit einem Umsatzwachstum von jährlich vier bis sechs Prozent. In den nächsten fünf Jahren seien rund 1000 neue Masten geplant.
Bei Abspaltungen wie EuroTeleSites ist die Preisfindung eine Herausforderung. Denn nicht alle Telekom-Austria-Aktionäre wollen auch EuroTeleSites-Aktien halten, etwa Indexfonds, die den österreichischen Leitindex ATX abbilden. Dem gehört der Börsenneuling nur am ersten Handelstag als 21. Wert an. Und nicht alle Telekom-Austria-Anteilseigner haben Aktien, deren Zahl sich durch vier teilen lässt. Auch für die EuroTeleSites-Papiere, die dadurch übrig bleiben, müssen Investmentbanker neue Eigentümer finden.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)