Reuters

Madrid will der Deutschen Börse Konkurrenz beim Euro-Clearing machen

18.10.2023
um 15:52 Uhr

London (Reuters) - Die Börse in Madrid will bereits im Vorfeld neuer EU-Gesetze mehr Geschäfte beim Euro-Clearing von Finanzderivaten von London in die spanische Hauptstadt locken.

Damit heizt sie den Wettbewerb mit der Deutschen Börse an, die ebenfalls mehr Euro-Clearing-Geschäft an sich ziehen will. Eine "große Verkaufsanstrengung" sei im Gange, wobei Hunderte von Kunden kontaktiert würden, sagte Jose Manuel Ortiz-Repiso, Leiter des Clearing- und Repo-Geschäfts der schweizerischen SIX Group, der die Madrider Börse gehört. Diese ist schon seit langem in diesem Geschäftsfeld tätig, blieb aber bislang unter dem Radar, weil hauptsächlich lokale Kunden bedient wurden. Nun soll die internationale Reichweite der SIX Group genutzt werden, um mehr Geschäfte anzuziehen.

Clearing-Häuser übernehmen eine wichtige Scharnierfunktion in der Finanzwirtschaft: Sie kümmern sich um die Abrechnung und Abwicklung von Wertpapiergeschäften und stehen zwischen Verkäufer und Käufer. Sie sind durch einen Ausfallfonds abgesichert. So soll gewährleistet werden, dass Transaktionen auch dann abgewickelt werden, wenn eine Seite in Konkurs geraten sollte. In dem Geschäftsfeld dominieren auch nach dem Brexit weiterhin britische Clearing-Häuser wie die zur Londoner Börse LSE gehörende LCH das Euro-Clearing im Derivate-Geschäft. Eine Übergangsregelung, die britischen Clearing-Häusern erlaubt, weiterhin Kunden in der EU zu bedienen, läuft im Juni 2025 aus.

Die Abhängigkeit des EU-Finanzsektors von britischen Clearing-Häusern bei Derivate-Transaktionen - etwa bei auf Euro lautenden Zinsswaps (IRS) - ist der EU-Kommission schon seit längerem ein Dorn im Auge. Ein Gesetzentwurf der Brüsseler Behörde sieht nun vor, dass Marktteilnehmer künftig ein aktives Konto mit einem Mindestmaß an Aktivität bei einem Clearing-Haus in der EU unterhalten müssen. "Wir gehen davon aus, dass vom Gesamtvolumens der LCH etwa 25 bis 30 Prozent von diesen aktiven Konten betroffen sein werden", sagte Ortiz-Repiso mit Blick auf den Gesetzesentwurf.

Die zur Deutschen Börse gehörende Eurex in Frankfurt war bislang die Hauptalternative zu LCH für das Clearing von Euro-Zinsswaps auf dem Kontinent. Dennoch scheinen die Fortschritte bei der Ausweitung ihres Marktanteils nicht so groß zu sein. Der weltweite Marktanteil von LCH im Clearing von Zinsswaps liegt noch immer bei etwa 90 Prozent. 

(Bericht von Huw Jones, geschrieben von Nette Nöstlinger, redigiert von Frank Siebelt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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