Wien (Reuters) - Dem österreichischen OMV-Konzern machen gesunkene Öl- und Gaspreise sowie Verluste in seiner Chemiesparte zu schaffen.
Im dritten Quartal habe sich das um Lagereffekte bereinigte operative Ergebnis (CCS Ebit) auf 1,33 Milliarden Euro mehr als halbiert, teilte das teilstaatliche Unternehmen am Dienstag mit. Unter dem Strich brach der Gewinn (CCS Überschuss) um 64 Prozent auf 431 Millionen Euro ein. Die OMV hat damit die Erwartungen klar verfehlt. Analysten hatten im Schnitt mit einem CCS Ebit von 1,49 Milliarden Euro und einem CCS Überschuss von 657 Millionen Euro gerechnet.
Vor allem die von Vorstandschef Alfred Stern zum Wachstumsmotor auserkorene Chemiesparte, zu der auch die Petrochemietochter Borealis gehört, schwächelt. Der Bereich Chemicals & Materials schrieb einen operativen Verlust vor Sondereffekten von 11,0 Millionen Euro nach einem Gewinn von 214 Millionen Euro. Grund dafür seien niedrigere Margen infolge einer schwächeren Nachfrage. Eine Verbesserung sieht die OMV vorerst nicht: Für 2023 werde eine Ethylen-Referenzmarge von rund 510 Euro je Tonne erwartet, nachdem zuvor mit 530 Euro je Tonne gerechnet wurde. Die Propylen-Referenzmarge wird laut OMV voraussichtlich rund 400 Euro je Tonne betragen, nachdem sie 2022 bei 534 Euro je Tonne lag.
Die Rückgänge im Chemiebereich begründete die OMV auch mit dem Wegfall des verkauften Stickstoffgeschäfts und einem deutlich geringeren Beitrag der Borealis-Joint-Ventures. Die Österreicher verhandeln derzeit mit dem staatlichen Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi über eine mögliche Fusion ihrer Petrochemie-Sparten Borealis und Borouge.
NIEDRIGERE ÖL- UND GASPREISE UND GERINGERE PRODUKTION
Hohe Einbußen verbuchte auch der Bereich Energy, der die Suche und Förderung von Öl und Gas beinhaltet. Der operative Gewinn schrumpfte dort hauptsächlich wegen niedrigerer Öl- und Gaspreise um 68 Prozent auf 942 Millionen Euro. Die gesamte Produktion verringerte sich um 18.000 Barrel pro Tag auf 364.000 Barrel. Der Grund seien ungeplante Förderstillstände in Norwegen und natürliche Förderrückgänge in Norwegen und Rumänien. Zudem habe die routinemäßige Wartung in Malaysia länger gedauert, hieß es. Auch im Gesamtjahr sieht die OMV Rückgänge: Die Produktion werde bei rund 360.000 Barrel pro Tag erwartet nach 392.000 Barrel im Jahr davor.
Zuletzt zog der Ölpreis etwas an. Ende Juli stieg der Benchmark Brent laut OMV um 10,0 Dollar auf 85 Dollar je Barrel. Für das Gesamtjahr hob der Konzern die Prognose an: Der Brent-Preis werde nun bei über 80 Dollar je Barrel gesehen, nachdem zuvor 75 bis 80 Dollar erwartet wurden. Beim Gaspreis werde mit rund 30 Euro je Megawattstunde (MWh) gerechnet, nachdem er 2022 bei 54 Euro je MWh lag.
Zulegen konnte die OMV einzig im Bereich Fuels & Feedstock. Dort konnte der operative Gewinn vor Sondereffekten um gut ein Fünftel auf 418 Millionen Euro gesteigert werden. Vor allem im Raffineriebereich lief es besser, nachdem die Raffinerie Schwechat im Vorjahr nach einem Unfall monatelang stillstand.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)