- von Alexander Hübner
München (Reuters) - Die Medizintechnik-Tochter von Siemens denkt einem Insider zufolge über die Zukunft ihrer Diagnostik-Sparte nach.
Die Überlegungen, ob das Geschäft mit Laborstraßen mittelfristig Teil von Siemens Healthineers bleiben solle, stünden aber noch am Anfang, sagte die mit den Plänen vertraute Person am Donnerstagabend der Nachrichtenagentur Reuters. Alle Optionen seien offen, Investmentbanken nicht mandatiert. Das Diagnostik-Geschäft steckt mitten im Umbau und dürfte operativ im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 rote Zahlen geschrieben haben. Die Agentur Bloomberg berichtete, die Sparte könne bei einem Verkauf etwa an Finanzinvestoren bis zu acht Milliarden Dollar (umgerechnet 7,5 Milliarden Euro) bringen. Siemens Healthineers wollte sich dazu nicht äußern.
Die Siemens-Healthineers-Aktie legte am Freitag um bis zu 4,7 Prozent auf 49,62 Euro zu und erreichte damit den höchsten Stand seit drei Monaten. Die Siemens-Tochter legt am Mittwoch die Geschäftszahlen für 2022/23 vor. Analysten erwarten für den Konzern - im Einklang mit den Prognosen des Vorstands - einen marginalen Umsatzanstieg und ein Ergebnis je Aktie von 2,01 Euro. Die Diagnostik-Sparte dürfte demnach einen bereinigten Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 117 Millionen Euro geschrieben haben.
KAUM SYNERGIEN UND ANDERE KUNDEN
Siemens Healthineers ist im Geschäft mit Laborstraßen für Bluttests weltweit die Nummer zwei hinter der schweizerischen Roche. Vorstandschef Bernd Montag hat mehrfach betont, dass die Sparte kaum Synergien mit dem Rest des Geschäfts - CT, MRT (Imaging), Krebsbehandlungen (Varian) und Operationsroboter (Advanced Therapies) - habe. Auch die Kunden - Laborbetreiber statt Kliniken - sind größtenteils andere.
Siemens hatte das Labor-Geschäft mit drei Zukäufen aufgebaut und zunächst die Laborsysteme von Diagnostic Products, Bayer und Dade Behring weiter verkauft. Von der Eigenentwicklung "Atellica" hatte sich Healthineers aber mehr versprochen. Um die Plattform nicht nur an Großlabore verkaufen zu können, hat das Unternehmen zuletzt eine kleinere Atellica-Version auf den Markt gebracht. Die alten Systeme sollen nun schneller als geplant vom Markt genommen werden. Dies und die Bereinigung der Produktionsstandorte lässt sich Siemens Healthineers 350 bis 450 Millionen Euro kosten - in der Hoffnung auf Kostensenkungen von 300 Millionen Euro.
Die Sonderkonjunktur mit Corona-Schnelltests - die mit dem Kerngeschäft gar nichts zu tun haben - hatten die Probleme der Diagnostik-Sparte lange überdeckt. Sie steht für gut ein Fünftel des Umsatzes von Siemens Healthineers. In den ersten neun Monaten 2022/23 lag der operative Verlust der Sparte bei minus 140 Millionen Euro. Bereits vor einem Jahr hatte der Konzern die Ziele für Diagnostics zurückgenommen. Bis 2025 werde dort nur noch ein Wachstum von drei bis fünf Prozent angepeilt, bei der operativen Umsatzrendite muss Siemens Healthineers sich mit acht bis zwölf (vorher 15) Prozent begnügen.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Elisa Martinuzzi und Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)