- von Victoria Waldersee
Berlin (Reuters) - Tesla muss einen Großteil seiner Fahrzeugfertigung im brandenburgischen Werk Grünheide für zwei Wochen unterbrechen.
Grund sei das Fehlen von Bauteilen wegen der Sicherheitslage im Roten Meer, teilte der E-Auto-Pionier am späten Donnerstagabend in einer Erklärung an die Nachrichtenagentur Reuters mit. Durch die erheblich längeren Transportzeiten sei eine Lücke in den Lieferketten entstanden. Man sei deshalb gezwungen, zwischen dem 29. Januar und dem 11. Februar die Fertigung in der Gigafactory mit Ausnahme einiger weniger Teilbereiche ruhen zu lassen. Der Elektroautopionier ist damit das erste große Unternehmen, das wegen des Konflikts im Nahen Osten seine Fertigung einschränkt.
Zuletzt hatten auch andere Unternehmen - darunter etwa der chinesische Autobauer Geely und das Einrichtungshaus Ikea - vor Verzögerungen bei den Lieferungen gewarnt. BMW dagegen sieht derzeit keine Beeinträchtigung seiner Fertigung. Allerdings gehen Analysten davon aus, dass auch andere Autobauer irgendwann Probleme bekommen könnten. Viele Hersteller bezögen zahlreiche kritische Teile aus Asien und insbesondere China, sagte Sam Fiorani, Vizepräsident beim Analysedienst AutoForecast Solutions. Tesla erhalte etwa Batterie-Komponenten aus China. "Es ist schwer zu glauben, dass sie alleine sind, sie sind nur die ersten, die offen über das Thema reden."
Auch andere Branchen sind nach Einschätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) von den Störungen betroffen. "Durch das Rote Meer und den Suez-Kanal gehen große Teile des europäisch-asiatischen Handels, so dass wichtige Vorprodukte für die deutsche Industrie aktuell nicht rechtzeitig ankommen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Längere Lieferzeiten und steigende Transportkosten in Form höherer Frachtraten sowie zunehmende Versicherungskosten würden sich auszuwirken beginnen. "Erste Läger laufen leer, Produktionsbeeinträchtigungen deutscher Unternehmen werden sichtbar", sagte Treier.
Tesla kündigte ab, die Produktion am 12. Februar wieder hochzufahren. Das Unternehmen ließ offen, welche Teile genau fehlten. "Die kriegerischen Auseinandersetzungen im Roten Meer und die damit verbundenen Verschiebungen der Transportrouten zwischen Europa und Asien über das Kap der Guten Hoffnung wirken sich auch auf die Produktion in Grünheide aus", hieß es in der an Reuters gesendeten Erklärung.
Die Huthi-Rebellen im Jemen greifen verstärkt Handelsschiffe im Roten Meer an und lassen sich auch vom Beschuss ihrer Militärstellungen durch die USA und Großbritannien nicht davon abhalten. Diese Angriffe des Westens würden nicht ohne "Strafe oder Vergeltung" bleiben, erklärte die Miliz. Mit ihren eigenen Attacken auf Handelsschiffe will die schiitische Organisation die palästinensische Hamas im Gazastreifen im Krieg gegen Israel unterstützen. Viele Schiffe meiden daher das Rote Meer und den Suezkanal und fahren einen Umweg um Südafrika, was zu höheren Kosten und längeren Transportzeiten führt.
(Mitarbeit von Rene Wagner, geschrieben von Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)