Berlin (Reuters) - Der Bau neuer Windräder kommt nach Jahren der Flaute wieder in Schwung.
Im vergangenen Jahr wurden 745 neue Anlagen mit über 3500 Megawatt Leistung an Land gebaut, wie der Bundesverband Windenergie (BWE) am Dienstag mitteilte. Berücksichtigt werden muss aber auch der Abriss von Windrädern mit gut 500 Megawatt. Dennoch ist dies mehr als der Verband zuletzt vorhersagte. Zudem wurden 2023 über 7500 Megawatt Leistung genehmigt. Der Verband geht daher davon aus, dass 2024 über 4000 Megawatt installiert werden könnten. Dennoch hinkt die Windenergie an Land trotz des Abbaus zahlreicher Hürden durch die Ampel-Regierung ihren Vorgaben noch hinterher. Das Regierungsziel für 2023 lag bei sechs Gigawatt, für 2024 sind es acht Gigawatt. Deutschland will insgesamt 2030 rund 80 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien insgesamt decken.
Jetzt drehen sich in Deutschland fast 29.000 Windräder an Land mit einer Leistung von 61.000 Gigawatt. Bei der Solarenergie sind es über 80 Gigawatt, wobei die Anlagen aber letztlich weniger Strom als Windräder produzieren. Der Bau von Solarfeldern hat 2023 einen neuen Rekord erreicht und liegt damit über den Vorgaben der Regierung.
BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek mahnte, angesichts der noch bestehenden Lücke zu den Regierungszielen müssten die Entscheidungen der Ampel-Koaliton zum Abbau von Hemmnissen Folgen haben: "Diese Beschlüsse müssen nun schnellstmöglich, am besten noch im ersten Quartal dieses Jahres, in Gesetze gegossen werden." Es gehe dabei vor allem darum, Transportgenehmigungen für die immer größeren Windräder auf Straße und Schiene zu beschleunigen. Heidebroek wies zudem daraufhin, dass nach wie vor in Süddeutschland deutlich weniger als im Norden gebaut werde. Das müsse sich ändern.
Der Maschinenbau-Verband VDMA-Powersystems erklärte, der Aufwärtstrend stimme positiv. Er verwies aber auf den wachsenden Konkurrenz-Kampf bei den Produzenten: "Die deutschen und europäischen Hersteller finden sich in einem ungleichen Wettbewerb mit weitgehend staatlich unterstützten Unternehmen aus China und über den Inflation Reduction Act großzügig bezuschussten Playern aus den USA wieder." Auf europäischer Ebene müsse es Kriterien geben, die die Industrie vor unfairem Wettbewerb schütze.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will bereits bei der Solarindustrie Ausschreibungskriterien einführen, die die verbliebenen deutschen und europäischen Hersteller schützen und im besten Fall eine Wiederaufleben der Industrie ermöglichen. Während die Solarindustrie seit längerem von chinesischen Produzenten dominiert wird, ist die Windbranche noch deutsch und europäisch geprägt. Allerdings versuchen auch hier vor allem chinesische Anbieter auf den Markt zu kommen.
(Bericht von: Markus Wacket; redigiert von Sabine Ehrhardt Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)